Bufdis live beim ZDF-Morgenmagazin

Monika Müller

Berlin. Nieselregen. Vier Grad. Entsprechend sehnsüchtig blicken wir auf den Wachmann, der gnadenlos pünktlich erst um 7.45 Uhr das Gitter zum ZDF-Eingang hochfährt. Da sind wir, acht Bundesfreiwillige aus den Standorten Mitte, Pankow und Spandau und deren Einsatzstellenleiter*in, zusammen mit knapp 50 anderen neugierigen Besuchern schon vom Warten durchgefroren. Der Bildungstag der Bufdis führt am 19. November ins ZDF-Hauptstadtstudio in den Zollernhof, in der Straße „Unter den Linden“ 36-38. Und gleich in die nächste Warteschlange – Einlasskontrolle mit Personalienüberprüfung, gruppenweise. Dann zur Garderobenschlange, ja, auch die Handtaschen müssen abgegeben werden, nichts Metallisches darf mit hinein. Zur Kontrolle wird jeder mit einem Detektor abgescannt, mein Kugelschreiber wird dabei konfisziert. Und dann wieder: warten. „Sie werden platziert!“ Und zwar ins mo:ma-Café, ein Studio-Bereich im beheizten Atrium, das dem Morgenmagazin in der letzten halben Stunde als Live-Kulisse dient. Nur wenige Zuschauer*innen müssen am Rand stehen bleiben, die Mehrheit nimmt an den mit frischen Brötchen, Gebäck und Obstsalat gedeckten Tischen Platz. Kaffee wird extra serviert, ist aber etwas lauwarm.

„Nein, die Brötchen sind keine Deko!“ Zum Warm-up erinnert Wettermann Benjamin Stöwe die Gäste an den Zweck des Frühstücksfernsehens. Dabei dürfen wir ruhig essen, was auf den Tischen steht, wenn auch bitte nicht gleich alles am Anfang. Auf Monitoren läuft das TV-Live-Programm, gleich wird das Moderatorenpaar aus dem Studio zu uns ins Atrium kommen, solange sollen wir klatschen.

Dunja Hayali und Mitri Sirin plaudern in den Einspielpausen gut gelaunt mit dem Publikum. Die großen Kameras bewegen sich unauffällig im Hintergrund, für Nahaufnahmen wuselt ein Mann mit Steadicam zwischen den Tischen herum, ihre gut 20 kg trägt er lässig an einer Art Körpergeschirr. Mit einer Musikeinlage der Cellistin Raphaela Gromes, begleitet von Julian Riem am Flügel, geht die Sendung zu Ende. Sofort erlöschen die Scheinwerfer, und fleißige Hände bauen alles wieder ab.

Uns steht noch ein weiterer Tagesprogrammpunkt bevor: eine Führung durch das Gebäude. Die studentische Hilfskraft erzählt über die Geschichte des Zollernhofes: 1911 erbaut, in den 30er Jahren erweitert, im Zweiten Weltkrieg ausgebrannt, wieder aufgebaut und von 1949 bis 1990 vom Zentralrat der FDJ genutzt. Seit 2000 hat nun das ZDF sein Hauptstadtstudio hier eingerichtet. Auf elf Etagen, davon vier unterirdisch, arbeiten mehrere Hundert Menschen. In drei Studios werden neben dem mo:ma auch die Polit-Talkshow Maybrit Illner und die Magazine aspekte, frontal 21 sowie berlin:direkt produziert. Wir dürfen den gerade nicht benutzten der beiden fensterlosen Regieräume betreten und uns sogar hinter die Schreibtische setzen. Sie stehen in zwei Reihen, eng und dunkel, es locken jede Menge Tastaturen und Reglepulte – bitte nix anfassen! Dem Blick nach draußen ersetzt auf einer Monitorwand das permanente Livebild der Dach-Webcam, das Brandenburger Tor im Fokus. Dieses Bild wird gerne als Hintergrund für (Politiker-)Interviews genommen. Ein praktischer Tipp: dazu nie etwas Grünes oder Blaues anziehen, das gäbe vor dem Blue Screen nur schwebende Köpfe! Weiter geht‘s durch einen knapp schulterbreiten Gang zum Studio 1. Dessen schwere Tür führt auf eine Galerie auf Höhe der über hundert Deckenscheinwerfer, jeder individuell einstellbar. Unten ist das rote mo:ma-Sofa schon abgedeckt, und zwei Techniker bereiten die nächste Sendung vor. Klein wirkt der Raum, zwei je eine viertel Million Euro teure Kameras und halbrunde Horizontwände begrenzen die Bewegungsfreiheit. Nur am markierten Ort ist die Moderator*in perfekt ausgeleuchtet. Gegen die Scheinwerferhitze bläst permanent gekühlte Luft von außen, 23 Grad beträgt die Solltemperatur im Studio, auf der Galerie unter den Düsen zieht es eher unangenehm. Ein zwischen den Scheinwerfern schwebender rosa Ballon ist kein Kindergeburtstagsüberbleibsel, sondern dient völlig analog der Luftstromkontrolle. Unfallfrei den Türstopper passierend, verlassen wir das Studio. Ein letztes Mal Schlange stehen an der Garderobe und der interessante Bildungstag ist zu Ende; draußen hat der Regen inzwischen aufgehört.

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