Geschichte und Geschichten – berühmte Persönlichkeiten in Lichtenberg

Jörg Bock

Seit einem guten Jahr findet man auf der Internetseite des Museums Lichtenberg eine neue Rubrik, die mit „Historische Persönlichkeiten in Lichtenberg“ überschrieben ist. Die dort dargestellten Inhalte sind Ergebnisse einer vom Jobcenter Lichtenberg geförderte Maßnahme (AGH mit MAE), die seit März 2016 vom Kulturring in Berlin e.V. getragen wird. Die enge Zusammenarbeit zwischen dem Kulturring und dem Museum in Lichtenberg ist inzwischen eine gute Tradition, denn beiden Einrichtungen ist die Orts- und Heimatgeschichte ein ganz besonderes Anliegen. Dies kam insbesondere in der Veranstaltungsreihe „Geschichten im Studio“ zum Tragen, die bis zum vorigen Jahr erfolgreich in der Villa Skupin lief. Hier entstand auch die Idee zum jetzigen Projekt, das einige Zeit brauchte, um zum Leben erweckt zu werden. Das Geschichtsprojekt hat somit schon eine eigene Geschichte.

Im Zusammenhang mit dem Jubiläum „725 Jahre Lichtenberg“ und den dafür gemachten Recherchen ist vom Museum Lichtenberg eine Liste mit historischen und noch lebenden Persönlichkeiten erstellt worden, die ca. 120 Namen umfasst. Sie alle haben in der einen oder anderen Art und Weise einen Bezug zu Lichtenberg. Für alle Beteiligten war es doch erstaunlich, wie umfangreich diese Aufstellung war, und dabei ist sie keineswegs abgeschlossen. Immer wieder tauchen neue Namen auf, die es wert sind, ebenfalls aufgenommen zu werden. Erste Kontakte zwischen dem Kulturring und dem Museum Lichtenberg zu dieser Thematik gab es bereits im Jahr 2015. Dabei entstand die Idee, Kurzbiographien dieser Persönlichkeiten zu erstellen (soweit dies möglich ist), um diese auf der Internetseite des Museums Lichtenberg zu veröffentlichen. Das Ziel sollte sein, diese Personen wieder bekannt zu machen bzw. der Vergessenheit zu entreißen. Vorgestellt wurde das Projekt im Rahmen der erwähnten Veranstaltungsreihe „Geschichten im Studio“, und auch die Kultur News berichtete im März 2015 darüber. Es dauerte dann noch bis zum März 2016, bis diese Ideen konkret umgesetzt werden konnten. Das Projekt im Rahmen der Arbeitsförderung „Geschichte und Geschichten – berühmte Persönlichkeiten in Lichtenberg“ wurde aus der Taufe gehoben.

Jetzt, nach fast einem Jahr, ist es an der Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen. Und diese Bilanz ist durchaus positiv. Vierzehn Biographien konnten in dieser Zeit fertig gestellt und veröffentlicht werden. Darunter sind Personen mit bekannten Namen, wie der Kommunalpolitiker Oskar Ziethen (1858-1932), der erster Bürgermeister und spätere Oberbürgermeister von Lichtenberg, und der Maler und Zeichner Heinrich Zille (1858-1929), der von 1873 bis 1892 im heutigen Berlin-Lichtenberg wohnte. In diese Reihe gehört auch der Zoologe und Gründer des Berliner Tierparks in Friedrichsfelde, Prof. Dr. Dr. Heinrich Dathe (1910-1991). Pioniere aus Technik und Wirtschaft sind zu finden. Stellvertretend sei der Ingenieur und Erfinder Willy Abel (1875-1951) genannt, der in Lichtenberg die Harras-Werke gründete und Haushaltsgeräte in Massenproduktion herstellte.Ein ganz besonderes Anliegen aber ist es, die Menschen wieder in Erinnerung zu bringen, die vergessen wurden, weil sie in unserer heutigen, so schnelllebigen Zeit, einfach keine Rolle mehr spielen. Stellvertretend für diese Gruppe stehen der jüdische Arzt Dr. Victor Aronstein (1896-1945), der in Berlin-Hohenschönhausen seine Praxis hatte und sein Kollege Dr. Friedrich Jacobs (1889-1964), der als Wegbereiter der modernen Geburtshilfe und Kinderheilkunde in Berlin-Lichtenberg bekannt wurde.

Darüber hinaus wurden zahlreiche Recherchen zu Biographien von ca. 50 weiteren Männern und Frauen durchgeführt, deren Veröffentlichung für das Jahr 2017 vorgesehen ist. Ob dies aber auch in diesem Umfang möglich ist, wird sich erst im Laufe der Arbeit herausstellen. Hier zeigt sich eines der Hauptprobleme bei der Bewältigung dieser umfangreichen Aufgabe. Oftmals gibt es einfach zu wenige Informationen zu den Personen auf der Liste, um daraus eine Biographie erstellen zu können. Eine Lösung dafür wurde mit der „Person des Monats“ gefunden. Dabei handelt es sich um eine gesonderte Kategorie auf der Internetseite des Museums Lichtenberg. Dort werden in kurzer Form diejenigen vorgestellt und gewürdigt, die in dem jeweiligen Monat des laufenden Jahres ein Jubiläum begehen. Soweit es sich um Personen von der zu bearbeitenden Liste handelte, wurden von der MAE-Gruppe Texte, Recherchen und Zuarbeiten für diese Internetseite geliefert. In enger Kooperation mit den Mitarbeitern des Museums Lichtenberg entstanden so im Jahr 2016 einige Kurzporträts: So zum 90. Todestag des Lichtenberger Stadtbaumeisters Rudolf Gleye, dem 200. Geburtstag des Politikers und Niederbarnimer Landrats Georg Scharnweber und dem 170. Geburtstag des Bankiers Henry Suermondt. Erinnert wurde auch an den 55. Todestag des ehemaligen Stadtbezirksbürgermeisters von Berlin-Lichtenberg Dr. Helmut Schwenn und an den 105. Geburtstag der Journalistin und Widerstandskämpferin Ilse Stöbe. Alle Beteiligten hoffen auf weitere innovative Ideen zur Umsetzung dieses riesigen Arbeitspensums.

Im Rahmen der MAE-Maßnahme wurden Überlegungen für eine eigene Veröffentlichung der Rechercheergebnisse diskutiert und eingebracht. Dabei wurde die Idee entwickelt, dies nicht in Buch- oder Broschürenform zu machen, sondern als Blattsammlung (gedruckt auf stärkerem Papier, A5). Zum einen hat man so die Möglichkeit, pro Persönlichkeit alle gesammelten Informationen unterzubringen, auch wenn es nur sehr wenige sind. Zum anderen bleibt man flexibel und kann die Sammlung ständig erweitern. Das Hauptproblem dürfte hier aber die Frage der Finanzierung werden. Darüber hinaus wird auch geplant, die Ergebnisse der Recherchen ebenfalls auf der Internetseite des Kulturrings zu veröffentlichen.

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