Das Künstlerehepaar Frohberg

Lutz Wunder

Mit einer Ausstellung erinnert die Galerie Ostart in Lichtenberg im Februar an das Künstlerpaar Hans-Joachim und Genia Frohberg. Das Ehepaar Hans-Joachim (1939-2005) und Genia (1933-2013) lebte und arbeitete künstlerisch in Berlin-Mahlsdorf.

Hans-Joachim wurde 1939 in Dresden geboren und zeigte schon als Kind ein frühes Interesse am Malen und Zeichnen. Es gibt schon aus dieser Zeit Federzeichnungen und Aquarelle. Er besuchte in seiner Abiturzeit Zeichen- und Fotokurse. Von 1953 bis 1958 studierte er Formgestaltung an der Hochschule für angewandte und bildende Kunst Berlin-Weißensee, u.a. bei Prof. Werner Michael, Prof. Arno Mohr (Grundstudium) und Prof. Selman-Selmanagic. Letzterer machte ihn mit den Bauhaus-Ideen bekannt. Nach dem Studium arbeitete er als Designer in der Textilindustrie. In einem Zwickauer Betriebsatelier lernte er dessen Leiter, Erich Pansold, kennen, der selbst Entwürfe der Bauhäuslerin Marianne Brandt industriell umgesetzt hatte. Dieser vertiefte seine Bauhaus-Kenntnisse. 1962 heiratet er seine Kommilitonin Genia Mucke. Neben seiner beruflichen Tätigkeit entstehen immer mehr eigene künstlerische Arbeiten in einem breiten Spektrum: Aquarelle, Drucke, Monotypien, Gouachen, Tuschblätter – aber er wird sich nie als bildender Künstler sehen, stellt später die Kunstwissenschaftlerin Dr. Gabriela Ivan fest. Seine Ausstellungstätigkeit als Formgestalter beginnt um 1960. Er beteiligt sich u.a. an den Dresdener Kunstausstellungen der DDR und an internationalen Ausstellungen zum Industriedesign.

Im Jahre 1963 wird er an das Institut für angewandte Kunst in Berlin als Industriedesigner berufen und arbeitet von 1970 bis 1988 im Amt für industrielle Formgestaltung in den Gebieten Raumgestaltung, Designtheorie und Kulturwissenschaft. Erste Veröffentlichungen gibt es in den Zeitschriften „form + zweck“, „Kunst und Form“ (Prag) und „Textilkunst international“ (Hannover). Ab 1970 entstehen Faltungen, erste Collagen, Faltdrucke, und er hält Dia-Vorträge über Ideenfindung. 1989 beginnt seine freischaffende Tätigkeit als Designer und Künstler, nachdem er seit 1984 Ausstellungen mit eigenen bildkünstlerischen Arbeiten gestaltete und auch gemeinsam mit Genia ausstellte. Dabei fertigt er ab 1988 „kleine Arbeiten“ (10-15 cm), die erstmals in der Ausstellung „Schwitters zum 100.“ im Lindenau-Museum Altenburg gezeigt wurden. Es entstehen auch erste konstruktivistische Arbeiten, wie Montagen aus Sandpapier, Leinen, Sack, Leder, Furnier, Blech, Scherben u.a. Materialien.Zwischen 1990 und 2003 unternimmt er viele Reisen in die verschiedensten Länder und stirbt 2005 in Berlin. Hans-J. war ein Künstler, der sich „in seinen freien künstlerischen Arbeiten der konstruktivistischen Formkultur und dem Prinzip der Collage verpflichtet fühlte. … Mit seinen eigenen Schöpfungen zählt er zu den Künstlern, die das Bildgut des Konstruktivismus der 20er Jahre und der Nachkriegsmoderne ehrten und weitergaben“, schreibt Dr. Gabriela Ivan über ihn.

Genia Frohberg wurde 1933 ebenfalls in Dresden geboren. Nach dem Abitur studierte sie von 1952 bis 1957 an den Kunsthochschulen Dresden und Berlin, u.a. auch bei Prof. Werner Michael, und beendete das Studium als Industriedesignerin. Es schloss sich daran in Prag ein einjähriges Studium zu Bildteppichen bei Prof. Kybal an. Anschließend begann bis 1968 die praktische Tätigkeit als Designerin für Textildruck in einem Musterbüro im Vogtland. Seit 1968 war sie dann als Designerin und Künstlerin freischaffend tätig, gründete 1969 die Gruppe „Bildwirker“ und übte von 1968 bis 1998 eine Lehrtätigkeit für Textilgestaltung und Dozentin für Bildwirkerei an der Volkshochschule in Berlin-Friedrichshain aus. Ab 1998 war sie wieder freiberuflich tätig, bis sie im Jahr 2013 verstarb. Hans-J. schreibt 2002 über die künstlerische Arbeit von Genia: „Diesem bewussten Spiel mit Formen und Materialien sieht man die schöpferische Freude an, mit der die Lösungen erarbeitet werden, die wiederum Anregungen für weitere Experimente sind. Diese Arbeitsweise ist ablesbar, für den Betrachter nacherlebbar, anregend und herausfordernd. Sie gibt Denkanstöße und lässt der Phantasie großen Spielraum.“

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