Alles atmet Oper

Katrin Geuther

Als ich nach meinem geisteswissenschaftlichen Studium - hochmotiviert und voller Tatendrang - eine Arbeit suchte, wurde ich mit jedem Monat, der verging, ohne dass ich eine Stelle gefunden hatte, desillusionierter. Ich wollte endlich arbeiten und konnte nicht! Schließlich bin ich bei Internetrecherchen auf die Möglichkeit gestoßen, einen Bundesfreiwilligendienst zu absolvieren. Endlich eine Beschäftigung zu haben UND mich dabei gleichzeitig für das Allgemeinwohl zu engagieren sowie Erfahrungen sammeln zu können, die ich bisher noch nicht hatte, schien mir eine sinnvolle Alternative zur vergeblichen Jobsuche zu sein. Gesagt, getan.

Damit ich meine bisherigen Kenntnisse und Interessen einbringen konnte, habe ich nach einer Stelle im Kulturbereich gesucht und auch ziemlich schnell gefunden: an der Komischen Oper Berlin. In der Abteilung Kommunikation und Marketing, die aus einem 10-köpfigen jungen Team besteht, unterstütze ich hauptsächlich die Pressesprecherin inhaltlich und organisatorisch. Dazu gehören u. a. das tägliche Zusammenstellen, Auswerten und Archivieren des Pressespiegels, das Aushängen der Neuigkeiten im Schaukasten und die Verwaltung von Pressekarten. Außerdem erstelle ich Pressetexte und -materialien, beteilige mich an Social Media Aktivitäten, beantworte E-Mails und betreue zusammen mit unserer Pressesprecherin Journalisten, Fotografen oder Fernsehteams. Die Arbeit bereitet mir viel Freude, und meine Kollegen – sowohl in unserem Team als auch abteilungsübergreifend – sind sehr nett und hilfsbereit. Durch wöchentliche Teamsitzungen, gemeinsame Mittagessen, gelegentliche Workshops, Unternehmungen außerhalb der Arbeit und das freundschaftliche Miteinander fühle ich mich voll und ganz in die Abteilung integriert.Das besondere an meiner Einsatzstelle ist der faszinierende Arbeitsort: ein Opernhaus. Bunte Gewänder werden auf Kleiderstangen die Gänge entlanggeschoben, Perücken umhergetragen, große Schwäne oder andere Requisiten stehen neben dem Fahrstuhl, Gesänge sind aus den Proberäumen und auf den Gängen zu hören, Orchesterklänge von der Bühne entweichen den Lautsprecherboxen in unseren Büros, in der Kantine kann auf einem Monitor das Auf- und Abbauen der Kulissen auf der Bühne verfolgt werden, überall begegnen einem Techniker mit Walkie-Talkie oder Headphone, und Darsteller in Maske und Kostüm warten auf ihren Einsatz – alles atmet Oper. Und: International renommiert, arbeiten an der Komischen Oper Berlin Menschen unterschiedlicher Nationen auf höchstem künstlerischen Niveau zusammen. Durch meine Arbeit „hinter den Kulissen“ bekomme ich Vieles mit, von dem der Opernbesucher nur das Endergebnis auf der Bühne sieht bzw. im Blick hat, nämlich wie ein Stück von der Konzeption über die Probenphase bis hin zur Premiere entsteht, dabei von unserer Abteilung beworben wird und wie schließlich die Gesamtresonanz in der Öffentlichkeit ausfällt.

Da es wichtig für meine Arbeit ist, unsere Aufführungen und Veranstaltungen zu kennen, habe ich die Möglichkeit, mir diese jederzeit anzuschauen. Dabei kann ich meine Arbeit mit meinem persönlichen Interesse für Kultur verbinden. Ich bin sehr zufrieden mit der Entscheidung für einen Bundesfreiwilligendienst an der Komischen Oper Berlin, denn auf einem anderen Weg hätte ich nicht die gleichen Erfahrungen sammeln können. So habe ich mir nicht nur Kenntnisse und Fertigkeiten im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit angeeignet, sondern einen generellen Einblick in die Arbeit eines großen Kulturbetriebes bekommen, mein Allgemeinwissen im Bereich Oper erweitert und mich auch persönlich weiterentwickelt. Ergänzt durch viele interessante und spannende Exkursionen und Workshops, die der Kulturring Berlin e. V. monatlich anbietet, ist aus meinem Bundesfreiwilligendienst-Jahr eine tolle Zeit geworden, die ich nie wieder vergessen werde.

Unsere Autorin Katrin Geuther ist 33 Jahre alt, war Bundesfreiwillige bei der Komischen Oper Berlin vom 1.1. bis 31.12.2016, Abteilung Kommunikation und Marketing (Pressearbeit).

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