„gezeichnet.pankow“ um neue Bilder bereichert

Hannelore Sigbjoernsen

Im Jahr 2006 hatte Tatiana Burghenn-Arsénie während ihrer Projektarbeit beim Kulturring in Berlin e.V. begonnen, Zeichnungen von Pankower Gebäuden anzufertigen. Ihre erste Arbeit, die Wiedergabe des ehemaligen Kreiskulturhauses in der Breiten Straße Pankow, wurde Titelbild der vom Kulturring heraus gegebenen Publikation “...liberaler, lockerer, kreativer... – Der Kulturbund in Pankow 1945-1990“. Die Broschüre wurde zum „Renner“ – vor allem wegen des Titelbildes. Ehemalige Pankower Kulturbundmitglieder freuten sich, „ihr Haus“ endlich dargestellt und ihre Arbeit gewürdigt zu wissen. Die Zeichnung „Ossietzkygymnasium“ – im A4-Format gedruckt – fand viele Liebhaber auf einem Pankower Kunstmarkt. Ehemalige „Ossischüler“, wie sie sich selbst nennen, freuten sich, die Ansicht ihres imposanten Schulgebäudes mit nach Hause nehmen zu können. 2007 wurden Arbeiten der Künstlerin in einem Pankower Einkaufscenter in der Neumannstraße gezeigt, 2009 in der Stephanus-Stiftung in Weißensee. Dr. Tatiana Burghenn-Arsénie hatte sich gemeinsam mit der Vorsitzenden des Vereins „Weißenseer Heimatfreunde“, Sigrid Weise, auf Spurensuche begeben, um architektonisch interessante Profanbauten in diesem Pankower Ortsteil zu entdecken und auf Papier zu bannen. Ein ehemaliges Brauereigebäude wurde inzwischen abgerissen, das ehemalige Wohnhaus von Bertolt Brecht am Weißenseer See ist dem Verfall preisgegeben. In den Ausstellungen (u.a. 2011 in der Rumänischen Botschaft und im Brose-Haus, 2013 im Pankower Rathaus, 2014 im Café „Oase“) waren selbstverständlich immer Abbildungen von Gebäuden in Prenzlauer Berg zu sehen.Die Künstlerin, geboren in Rumänien, ist mit ganzem Herzen in diesem Pankower Ortsteil zu Hause. Kürzlich fertigte sie eine Arbeit in Acryl „Blick aus dem Fenster meiner Wohnung“- eine Hommage an ihre Straße, die „Lychener“. Die Liebe zu dem sie Umgebenden, ihre Freude, sich interessant gestaltete Häuser anzuschauen, ihre Architektur zu studieren, schöne Details oder technische Raffinessen zu entdecken, regt sie immer wieder zu neuen Zeichnungen an – akribisch und detailgetreu. Das ist nur mit großem Fleiß, viel Geduld und kritischem Blick auf das Geschaffene zu meistern. Ihre Arbeiten wurden immer vollkommener, und so wagte sie sich bald an die Wiedergabe komplizierter Architektur heran. Sie bannte u.a. den U-Bahnhof Eberswalder Straße, wie auch das 2016 wieder eröffnete Stadtbad in der Oderberger Straße aufs Papier – schwer und wuchtig die Eisenkonstruktion des Bahnhofs, filigran die Neorenaissance des Ludwig-Hoffmann-Baus von 1899.

Bereits 2015 war in Abstimmung mit dem Kulturring eine Ausstellung mit ihren Arbeiten in der „Kiezkantine“ (ein Projekt der Pinel gGmbH) in der Oderberger Straße 50 in Prenzlauer Berg organisiert worden. Am 27. Oktober 2016 wurde dort eine weitere Prenzlauer-Berg-Bilderschau mit dem Titel „Retrografik“ eröffnet. Eine erst kürzlich gefertigte grafisch gestaltete Karte von Prenzlauer Berg mit Miniaturdarstellungen der von Dr. Burghenn-Arsenié gezeichneten Ansichten und historischen Informationen ist ein absoluter Hingucker und würde jede bezirkliche Tourismuseinrichtung zieren.

Selbst die Arbeiten, die von der Künstlerin nur als Skizzen bezeichnet werden, sind bereits wertvolle Zeitdokumente – so die Zeichnung mit der als Weltkulturerbe der UNESCO eingetragenen Wohnsiedlung „Carl Legien“, die Ansichten des Kloster Segen in der Schönhauser Allee und der Herz Jesu Kirche in der Schwedter Straße, wie auch der ehemaligen Brauereien „Königstadt“ oder „Pfefferberg“ . Die Pinel gGmbH freut sich besonders über die Darstellung ihrer Kiezkantine, eines Hauses mit der für die Gegend typischen Gründerzeitfassade.

Diese Bilder der Künstlerin werden mit den Jahren unbedingt an Wert gewinnen. Wie überall in Berlin wird auch in diesem Bezirk täglich etwas verändert. Die wenigstens der abgebildeten Gebäude sind durch das Denkmalschutzgesetz vor ihrem Abriss sicher. Doch sie machen das Hier und Zuhause aus, sind Markenzeichen in den Ortsteilen Pankow, Prenzlauer Berg und Weißensee. Häufiger denn je sollten diese Abbildungen in der Öffentlichkeit gezeigt werden. Sie regen an, die Blicke auf die realen Vorbilder zu richten, ihre unverwechselbare Architektur zu entdecken und sich bewusst zu machen, wie sehr diese Gebäude zum Täglichen dazu gehören, dass sie erhaltenswert sind und bitte dort stehen bleiben sollen, wo sie stehen – auch für die nächsten Generationen.

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