Zur Arbeitsgemeinschaft Berliner Geschichts- und Heimatvereine

Michael Laschke

Im November 2013 erhielt die Interessengemeinschaft Geschichtsfreunde Karlshorst im Kulturring in Berlin e.V. Post aus Spandau: eine Einladung von Herrn Karl-Heinz Bannasch, Erster Vorsitzender der Heimatkundlichen Vereinigung Spandau 1954 e.V., zu einem Treffen Berliner Heimatforscher. Auf diesem Treffen am 15. November 2013 im Rathaus Spandau gründete sich die „Arbeitsgemeinschaft Berliner Geschichts- und Heimatvereine“. Der Bezirksbürgermeister von Berlin-Spandau, Helmut Kleebank, übernahm die Schirmherrschaft. Der Gedanke eines Zusammenschlusses regionaler Heimat- und Geschichtsvereine bzw. -gruppen in Berlin war schon lange vor dem November 2013 aus losen Kontakten zwischen den entsprechenden Vereinen in Weißensee, in Spandau, dem Verein zur Geschichte Berlin (gegründet 1865) und der Landesgeschichtlichen Vereinigung für die Mark Brandenburg e.V. (gegründet 1884) entstanden. Nun also von der Idee zur Tat.

Den Initiatoren des Zusammenschlusses schwebten mehrere Ziele vor. Zunächst nicht nur die gegenseitige Information über die Arbeit einzelner Gruppen und Vereine, sondern eine Vernetzung für den schnelleren Zugang zu Akteuren, Quellen und Erkenntnissen bei den Nachforschungen zur regionalen Geschichte. Dafür gibt es den einfachen Grund, dass gerade in Berlin Heimatgeschichte, die Geschichte seiner Ortsteile, immer einen überregionalen Bezug innehat. Die Berücksichtigung dieser vielen örtlichen Entwicklungswege mit ihren Verknüpfungen und Besonderheiten in der Gesamtgeschichte Berlins wird diese detailreicher und letztlich verständlicher machen.

Ein weiteres Ziel ist ein ständiges Forum zum persönlichen Kennenlernen der Akteure der Heimatforschung. Ansprechpartner zu kennen, sich mit diesen auszutauschen, Hinweise und Unterstützung zu erhalten, kann die Erforschung der Ortsgeschichte qualifizieren. Gemeinsamkeiten werden erkannt, Besonderes als Besonderes verdeutlicht. Dies wird die Heimatvereine befähigen, mit „einer Stimme“ in der politischen Diskussion über die Historie Berlins zu sprechen und so den Stellenwert des „Regionalen“ in der Berliner Gesamtgeschichte erhöhen. Nicht zuletzt damit sind das Ziel und der in der Diskussion geäußerte Wunsch verbunden, eine größere Anerkennung, inkl. der teilweise erforderlichen größeren Unterstützung, der regional-historischen Detailforschung und deren Publizierung durch die politischen Verantwortungsträger und Fachexperten in den Bezirksämtern zu erreichen.

Die „Hobbyforscher“, wie sie manchmal liebevoll-abwertend genannt werden, kramen nicht nur in verstaubten Akten. Sie können anhand ihrer ehrenamtlich erbrachten Arbeitsergebnisse belegen, dass bei den „Konsumenten“ der Regionalgeschichte sich Heimatgefühl und Verbundenheit mit dem Wohnort festigen. Heimatforschung ist also notwendig und nachhaltig, um ein Modewort zu nutzen. Dass diese zu einer Verstärkung bürgerschaftlichen Engagements in vielen anderen Bereichen des kommunalen Lebens beiträgt, wird die Zukunft zeigen.

Auf eine institutionelle Bindung des angestrebten Zusammenschlusses wurde verzichtet, jedoch auf Vorschlag aus dem Kreis der Anwesenden Karl-Heinz Bannasch zum Sprecher gewählt. Die Mitarbeit in der Arbeitsgruppe, das Bereitstellen von Informationen und Daten für eine angedachte gemeinsame Homepage ist völlig freiwillig. Eine Weisungsbefugnis der AG gegenüber den mitarbeitenden Vereinen und Gruppen gibt es nicht.

Die Akteure wissen, dass die genannten Ziele nur längerfristig erreicht werden können. Was demnächst geschaffen wird, ist eine digitale Informationsplattform über vorhandene Publikationen, die ja nicht immer im Buchhandel erhältlich sind. Der angestrebte Austausch von Einladungen zu Vorträgen, Ausstellungen, Exkursionen und Besichtigungen mit gegenseitiger Beteiligung wird sich noch entwickeln. Vereinbart wurden ebenso jährlich zwei Zusammenkünfte. Die Diskussionen bei diesen Treffen waren bisher intensiv und anregend.

Auf der Apriltagung der Arbeitsgruppe 2016 erarbeiteten die anwesenden Mitglieder zum Beispiel eine Meinungsäußerung zur Gestaltung des Schlossplatzes vor dem Humboldt-Forum, über die die Berliner Morgenpost berichtete. Auf der Novembertagung 2016 wurde vereinbart, sich mit der Widerspieglung der Reformation in der Ortsgeschichte zu beschäftigen und die Ergebnisse im Begleitprogramm eines Vortrages zur Reformation in Berlin und Brandenburg am 1. November 2017 in der St. Nikolai-Kirche in der Spandauer Altstadt, Reformationsplatz, vorzustellen. Für das Jahr 2020 ist angedacht, sich der 100. Wiederkehr des Vertrages zur Schaffung von Groß-Berlin zu widmen. Wie diese durchaus anspruchsvollen Ziele erreicht werden, hängt letztlich von den Aktivitäten in den Geschichtsvereinen selbst ab. Sie werden zunehmen, wenn der Nutzen der Zusammenarbeit in der heimatgeschichtlichen Forschung und Darstellung praktikabel geworden ist.

Informationen zur Arbeitsgemeinschaft sind erhältlich über: bannasch@geschichte-spandau.de

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