Es ist böse

Dagmar Gleim

Der Kommissar hob am Tatort abwehrend die Hände, als sein Kollege eintraf und das Geschehen näher betrachten wollte. „Ein Opferritual ist dagegen eine lustige Party. Tu’ dir das nicht an, es ist böse“, warnte er ihn. Der Kollege zuckte unwillkürlich zusammen; im gefühlten Zeitlupentempo raffte er sich schließlich auf, die Leiche oder das, was von ihr übrig geblieben war, näher zu begutachten.

So oder so ähnlich könnte ein Nerven zehrender Krimi beginnen. Wer im Herbst keine Lust auf Außenaktivitäten bei Kälte und Schmuddelwetter hat, kann es sich stattdessen im Warmen und Kuscheligen gemütlich machen. Versehen mit einem Krimi in der Hand, verfolgt er oder sie aus der sicheren Ferne die Tiefen menschlicher Abgründe. Damit der Lesestoff nicht knapp wird, kommt der siebte Krimimarathon Berlin-Brandenburg gerade recht. Zwischen dem 15. und 20. November 2016 kann das Verbrechen nicht grausam, brutal, raffiniert, roh, hinterhältig und gemein genug sein. Dann heißt es: lesen und lesen lassen und sich gegen die kruden Phantasien der Autoren zu wappnen. Hier ein kleiner Ausblick, wer in Treptow-Köpenick Schrecken verbreitet.

Am 15.11. startet Christine Eichel im Kulturbund Treptow, Ernststraße 14-16, 12437 Berlin. Philosophie, Literatur- und Musikwissenschaft hat sie studiert. Klingt eher nach einem Schöngeist, der sich nur mit Edlem befasst. Stattdessen entwirft die Autorin in ihrem neuen Buch „Der Rache süßer Atem“ eine von ihren Liebhabern immer wieder gekränkte Frau, die sich auf eine blutige Vergeltungstour begibt.In der Kulturküche Bohnsdorfer, Dahmestraße 33, 12526 Berlin, wird es am 17.11. einen „Doppelmord“ geben: In Regine Röder-Ensikats Werk „Leichen unter Kaviar“ geht es humorvoll zu. Aufgetischt werden kulinarische Leckerbissen mit letalen Risiken. Die Autorin ist mit dem Illustrator Klaus Ensikat verheiratet, der wiederum der Bruder von dem Schriftsteller und Kabarettisten Peter Ensikat ist. Humor und Schreibkunst liegen also in der Familie. Mit dabei ist Marvin Entholt, der seinen Kommissar in „Schwarze Küken“ an der Wortkargheit der ostfriesischen Bevölkerung verzweifeln lässt. Des Mordes verdächtig befunden, ermittelt ein Unschuldiger parallel auf eigene Faust. Marvin Entholt studierte Politik und Philosophie sowie Filmregie und kommt aus Bremen. Damit dürfte das Küstenidiom ja keine Fremdsprache für ihn darstellen.

Beide genannten Veranstaltungen beginnen um 19 Uhr, Eintritt Kulturbund Treptow 7 € (erm. 6 €), Eintritt Kulturküche Bohnsdorf 6 € (erm. 5 €).

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