Ein nicht alltäglicher Besuch

Marina Merkel

Forschungsgruppe Rosa Winkel im Haus der Wannsee-Konferenz

Bei ihrer Forschung und der Dokumentation von Schicksalen homosexueller Männer und Frauen im Nationalsozialismus stoßen die Projektmitarbeiter der Forschungsgruppe Rosa Winkel immer wieder auf das Thema der sog. Doppelverfolgung. Neben Sinti und Roma, politisch Verfolgten oder mit Euthanasie bedrohten geistig behinderten Menschen nahmen dabei die Täter aus SS, Polizei und Justiz besonders gerne homosexuelle Juden und Jüdinnen ins Visier.

Doch die vielfältigen Verfolgungsschicksale, dokumentiert in den Strafakten des Landesarchivs Berlin, können nur einen Teil der furchtbaren Gräueltaten der Nazis an Minderheiten widerspiegeln. Aus diesem Grund machten sich die Mitarbeiter/innen des Projekts Rosa Winkel am Ende August nach Wannsee auf, um dort den Ort zu besuchen, an dem am 20. Januar 1942 unter der Leitung von Reinhard Heydrich der Plan zur Ermordung aller europäischen Juden festgelegt wurde.

Dort angekommen, beeindruckt die Mitarbeiter zunächst der wunderschön gestaltete Garten vor der Villa, die im italienischen Landhausstil erbaut wurde. Das geschichtsträchtige Gebäude wurde in der Zeit von 1941 bis 1945 ausschließlich von der SS als Gäste- und Erholungsheim genutzt. Doch beim Betreten der ständigen Ausstellung der Gedenk- und Bildungsstätte wurde der schöne äußere Schein schnell vergessen, denn hier wird der Völkermord in zahlreichen Bildern und Dokumenten eindrucksvoll gezeigt und dokumentiert. Besonders erschreckend war die rigorose Verfolgung nicht nur der Juden, sondern auch der Roma und Sinti und der anderen Volksgruppen, die im KZ mit Folter, Zwangsarbeit oder Tod endete. In einem der zahlreichen Räume gibt es zusätzliche Audio- und Videodokumente von Zeitzeugen, z. B. einer Verwandten Himmlers oder KZ-Überlebender, die über die unvorstellbaren Grausamkeiten in den Konzentrationslager berichteten.

Diese Ausstellung ist noch immer sehr beeindruckend und ernüchternd. Alle Mitarbeiter waren von dem Besuch im Wannseehaus sehr ergriffen und letztendlich gewiss, dass alles getan werden muss, damit sich solche Gräueltaten nie wiederholen.

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