Es war einmal ein Mann, der wollte die Zeit aufhalten, so ging er hinaus auf die Hügel vor der Stadt und rief: „Zeit steh still!“ Da kam ein Reiter des Weges und sagte zu ihm: „Wenn das dein Wunsch ist, dann sei er dir erfüllt“, und er nahm seinen Säbel und stach ihn dem Mann in die Brust. Zu dem Toten sagte er sodann: „Es gibt nur eine Zeit, deine Zeit, und ihr Wesen ist Wandlung. Wer die Veränderung nicht will, der will auch nicht das Leben,“ und ritt davon.
(Die Ruhe vor dem Sturm, Georg Danzer)
Mag sein, dass der kleine Einführungstext des österreichischen Liedermachers Georg Danzer ein wenig fatalistisch anmutet, nichtsdestotrotz spiegelt er das Dilemma des modernen Menschen perfekt wieder. In einer sich permanent wandelnden Welt probieren wir alle den Spagat zwischen Gestern und Morgen mit Eleganz zu meistern. Der Druck immer auf dem Stand der Dinge zu sein, immer dem neuesten Trend zu folgen, weckt in uns den Wunsch nach einfacheren und überschaubaren Zeiten. Die schöne neue Welt, eingerichtet im Stil des Biedermeier. Täglich aufs Neue stehen wir vor der ewig gleichen Frage, weiter machen wie bis her, oder stellen wir uns dem Neuen und Unbekannten.
In einer nichtlinearen Welt spricht nichts gegen das Bewährte; Traditionen, Regeln und liebgewonnene Rituale sind sogar sehr wichtig, denn sie bilden das Fundament von dem aus wir unser Leben gestalten. Kontinuität & Stabilität sind entscheidende Faktoren der Persönlichkeits-Gesellschaftsentwicklung. Dennoch besteht immer die Gefahr, dass dieses Grundgerüst zu einem starren Korsett mutiert, das uns die Luft zum Atmen nimmt. Dem gegenüber steht eine sich rapid verändernde Gesellschaft in der permanent Werte und Bewährtes auf den Prüfstand gestellt werden. Was gestern noch das Maß aller Dinge war ist morgen schon ein alter Hut, und wie immer ist es an uns zu entscheiden „Veränderung oder Kontinuität“, denn eines ist sicher „Vorwärts die Zeit“.
In diesem Spannungsfeld setzt das Projekt „Wie Wir Leben Wollen“ an. In einer ca.10 minütigen, interaktiven Videopräsentation werden dem Teilnehmer in einer abgetrennten Situation, unterschiedliche Bilder aus den Bereichen „Politik“, „Umwelt“, „Alltag“ und „Vermischtes“ gezeigt. Nach Beendigung der Präsentation kann sich der Teilnehmer/innen nun frei entscheiden ob er/sie sich auf der Seite der Tradition oder des Wandels wohler fühlt. Des Weiteren können die Teilnehmer/innen ihre Entscheidung auch in kurzer schriftlicher Form ausführen. Die Ergebnisse der Bestandsaufnahme werden zu einem späteren Zeitpunkt auf der Facebook Seite des Medienpoint Steglitz in der Deitmerstraße veröffentlicht.
Das Projekt „Wie Wir Leben Wollen; Eine Interaktive Bestandsaufnahme“ findet an drei Tagen im Oktober im Süden Berlins statt: Informationen unter www.facebook.com/MedienPoint-Steglitz-Deitmerstraße und auf der Hompage des Kulturrings in Berlin e.V. www.kulturring.org bzw. www.kunstkreuz.org.
Das Projekt findet an folgenden Orten zu den genannten Zeiten statt:
Lichterfelde Süd: Di 11.10.16, 13.00-15.00 Uhr, Bus-Stop, Celsiusstr. 71-73, 12207 Berlin, Tel. 712 50 75
Steglitz: Do 20.10.16, 13.30-16.00 Uhr, Ev. Mattäus Gemeinde Steglitz, Schlossstr. 44a, 12165 Berlin
Zehlendorf: Mo 24.10.16, 12.00-13.30 Uhr, Paulus Kirche Zehlendorf, Kirchstr. 06, 14163 Berlin