Gewohnt optimistisch

Ingo Knechtel

gehen viele Menschen an ihr Tagwerk, freuen sich auf ihre Mitmenschen und auf die Herausforderungen, die auf sie warten. Mit ihrer freundlichen Art neigen sie oft auch dazu, andere anzustecken, sie mitzureißen. Doch sicher kennen auch Sie den anderen Typ, der eher viele Bedenken hegt, oft mit sich und der Welt unzufrieden ist und manchmal recht griesgrämig daherkommt. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, heißt es so schön. Aber zum Glück können sich Gewohnheiten auch ändern. Manchmal sogar von einem Tag auf den anderen. Somit wird es nie langweilig. Gerade hat uns dies das Berliner Wahlvolk unter Beweis gestellt. Gewohnheiten sind im Grunde gar nichts Schlechtes, sie stehen für Verlässlichkeit, für Strukturiertheit. Weil sie häufig so positiv sind, können wir sie ganz schnell auch lieb gewinnen. Und sich davon auch mal zu trennen, trennen zu müssen, fällt sicher schwer. Aber: C’est la vie, so ist das Leben nun mal. Für den Optimisten kommt hier die Neugier auf das Andere, zu Erwartende ins Spiel. Andere schauen lieber gern zurück, sehnen sich nach den „guten, alten Zeiten“. Dabei ist doch nicht das eine gut und das andere schlecht. Menschen sind verschieden, sie müssen, sie werden miteinander klar kommen, ja - hoffen wir mal - sogar etwas Gutes daraus machen. Da gibt es Reibungsflächen, Auseinandersetzungen, Kämpfe. Genau diese spannenden Fragen wollen wir deshalb auch im Oktober in den Mittelpunkt unserer Programme stellen, im Rahmen unseres Themenmonats „Kunstkreuz“. Wie gelingt es Künstlern zum Beispiel, aus Gegensätzen kreative Impulse für ihre Werke zu schöpfen? Wie sind Geistesgrößen in der Vergangenheit mit der Macht der Gewohnheit umgegangen, war sie das sichere Fundament, das ihre Gedanken anregte und zu neuen Ufern führte? Sind wir selbst in der Lage, unsere Gewohnheiten zu erkennen, mit ihnen zu leben und sie auch unter Umständen zu ändern? Was sind das für Umstände, die dazu führen? Letztlich dreht sich doch alles um die eine Frage. Wie wollen wir leben? Darauf eine Antwort zu finden, ist für jeden selbst wichtig, aber damit auch für das Zusammenleben aller, im kleinen Deutschland, in Europa und unserer Welt insgesamt.

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