Zum Nachdenken hat mich die Präsentation der aktuellen Auflage des Buches von Michael A. Hartenstein „Die Geschichte der Oder-Neiße-Linie“ gebracht (siehe KulturNews Heft 7-8/2019). So habe ich mich zur weiteren Information auf Internet-Recherche begeben, und über den Buchversand Perlentaucher bin ich auf eine Rezension in der Frankfurter Allgemeinen vom Juni 2007 gestoßen.
Dieser Rezension entnehme ich: Hier handelt es sich um eine historische Faktensammlung, in deren Ergebnis die These vertreten wird, dass die Oder-Neiße-Grenze eine von den westlichen Alliierten geduldete Machtmaßnahme der stalinistischen Sowjetunion im Einklang mit seit langem bestehenden nationalpolnischen Bestrebungen und mit Hilfe der dem Krieg nachfolgenden Regierung darstellt.
Diese These halte ich für falsch, weil sie den mit dem Überfall 1939 auf Polen begonnenen
Zweiten Weltkrieg und die dabei stattgefundenen unmenschlichen Handlungen ausblendet. Die Grenze an Oder und Neiße ist ein Ergebnis dieses Krieges, die völkerrechtlich im Potsdamer Abkommen sanktioniert ist. Und sie, diese These, ist *gefährlich*, stellt sie doch eine Grundfeste in der Politik zur Sicherheit und Zusammenarbeit – vollzogen durch die Europäische Union, deren Mitglied die Republik Polen ist – in Frage.
Die historische und politische Beachtung des 80. Jahrestages des deutschen Überfalls auf Polen als Beginn des zweiten Weltkrieges und auch des Gedenkens an den 75. Jahrestag des Warschauer Aufstands halte ich in unserem Programm für angemessen. Aber dazu gibt es andere Ansatzpunkte.
Hans-Joachim Buchhorn