Fotoklub Forum Berlin 2016

Gerhard Metzschker

Die jährliche Fotoausstellung im Rathaus Köpenick, offen für Fotoklubs aus Berlin und Brandenburg, fand nun schon zum 22. Mal statt. Der Ausrichter, die Gesellschaft für Fotografie, freute sich dieses Jahr über die bedeutende Teilnahme von 20 Klubs mit ihren sorgfältig vorbereiteten Arbeiten. Die Klubs entscheiden selbstständig über die vorzeigefähigen Bilder ihrer Klubkollektion. Das kann bei thematischen Kollektionen wegen Rücksicht auf korres-pondierende, benachbarte Bilder auch den Verzicht auf bessere Bilder bedeuten. Die Zahl der Bilder muss jeweils auf die zugewiesene Hängefläche abgestimmt werden, die vom Ausrichter nach offen gelegten Kriterien zugewiesen wird. Die Idee des Ausstellungsprojekts war seit 1994 der bewusste Verzicht auf eine zentrale Jury, auch noch weniger fortgeschrittene Fotoklubs sollten eine inspirierende Chance in Berlin(!) erhalten.

Die anfänglich verbreitete Unsitte, mangels Ausstellungserfahrung einerseits möglichst viele Bilder mit sogar unterschiedlicher Größe in einem Rahmen zu positionieren und andererseits keine präzise Hängeordnung zu entwickeln, konnte später erfolgreich durch eine verbindliche Hängekonzeption abgefangen werden, die bis heute eine hohe Präsentationskultur sichert. Zeitlich parallel veränderten sich ebenfalls die inhaltlichen Ansprüche. Der Saloncharakter, also die Aufreihung thematisch beliebiger Bilder ohne geplanten Aufbau einer Spannung für den Betrachter verlor an Bedeutung zugunsten einer thematischen Orientierung der Kollektion. Den mit viel Aufmerksamkeit verbundenen Startschuss dieser Entwicklung gab der Colorclub Berlin-Treptow 2001. Der Titel „Materialstudie Holz“ entwickelte mit 35 perfekten Bildern von 11 Autoren eine strenge technologische Linie vom Holzeinschlag bis einerseits zum Hausbau und andererseits zum holzbasierten Kunstwerk. Inzwischen entscheiden sich weit über 50% der Klubs sowohl aus ästhetischen Gründen als auch wegen der damit verbundenen Herausforderungen in der Klubarbeit für thematische Serien. Die vom Ausrichter entworfenen Teilnahmebedingungen verhindern, dass Werke, die „die allseitig bekannten humanistischen Werte verunglimpfen“, ausgestellt werden.

Die sympathische Bildprofilierung der Foren entspricht ästhetisch dem Leistungsstand der künstlerischen Amateurfotografie. Sie wird von gestandenen Klubs bestimmt mit dem Ziel, kreativ gestaltete Motive ins Bild zu setzen. Im ersten Jahrzehnt erregten die Kollektionen des Klubs „Mannsbilder-schwuler Fotoklub“ wegen ihres ungewöhnlichen, milieuorientierten Zuschnitts heftige Diskussionen. Auch noch heute werden auf dem traditionellen gemeinsamen Rundgang durch die Ausstellung die üblichen Debatten über die Wirkungen der Bildgestaltung induziert.Während 2015 Kollektionen mit einer ausschließlich formalästhetischen Darstellung (Fotogruppe `98), mit einer gestalterisch hervorragenden Porträtserie mit Berliner Berufen ( Fotoclub 1092) oder wiederum der Colorclub mit seiner „Autobiografie – vom Salon zum Wrack“ als beispielhaft herausgestellt worden sind, bleibt 2016 die Erinnerung an die etwa 320 Bilder umfassende Ausstellung eher blass. Bemerkenswert war die Dokumentation einer denkmalgeschützten Fabrik zur Papierherstellung. Weitere 15 Klubs arbeiteten an Gemeinschaftsthe-men, deren Wahl sich wie so häufig auf leicht zugängliche Abbildungen konzentrierte wie Schlechtwetter, Brücken, Berliner Architektur, Wasserflächen, Glas, Landschaft eines Ortes, Spiegelungen oder Betonung einer Farbe, d.h. Serien ohne definierte Anfänge und Endpunkte. Derartige Projekte sind nur dann wirklich prägend, sofern die Bilder typische, also nicht beliebige Ausschnitte mit Wiederholungsvarianten anbieten. Noch unerfahrenen Klubs darf man das aber, sofern sie nicht aufgeben, gern nachsehen.

Beachtlich ist nach wie vor die ungebrochene Resonanz des Forums seitens der Klubs und des zur Vernissage erscheinenden Publikums, die in aller Regel mit einer Ansprache des Bezirksbürgermeisters begleitet wird.

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