Verhalten

Ingo Knechtel

ist die Stimmung, in der für viele das neue Jahr in den ersten beiden Monaten begonnen hat. Die Lage ist angespannt, die Politiker wissen nicht so recht, wie es weiter gehen soll mit uns, Europa und der Welt. Für den engagierten Bürger indes bleibt eigentlich keine Zeit zum Abwarten. Mit vielen Ideen und mit Schwung will er oder sie sich einbringen. Projekte sind eingereicht, warten auf Förderung. Ein neues Miteinander soll gestaltet werden. Doch keiner bewegt sich so richtig, scheint es. Gelder werden blockiert, zurückgehalten. Warum? Wer schaltet endlich die Ampel auf Grün? Flüchtlinge warten endlos auf die Bearbeitung ihrer Anträge, Vereine und Ehrenamtliche warten endlos darauf, dass Integrationsmaßnahmen, Arbeitsgelegenheiten, Sprachkurse bewilligt werden. Wer steht hier eigentlich auf der Bremse? Gerade erst war wieder zu lesen, dass Millionenbeträge, die für die Arbeitsförderung vorgesehen waren, im Verwaltungsetat der Jobcenter versickert sind. Wann endlich kommt der große Ruck, der die Menschen einbezieht, der Teilhabe ermöglicht? In Russland begehen die Menschen traditionell ein Fest zum Ende des Winters: Masleniza. Es geht auf vorchristliche Bräuche zurück und dauert eine Woche, in der ausgelassen gefeiert wird. Zum Schluss gibt es einen Tag der Vergebung für vergangene Verfehlungen. Eine Masleniza-Strohpuppe wird feierlich verbrannt. Von den Altlasten befreit, kann die Fastenzeit beginnen. Parallelen zur Fastnacht bei uns liegen auf der Hand. All diese Traditionen geben uns aber auch mit auf den Weg, dass mit dem beginnenden Frühling für viele von uns neuer Lebensmut erwacht, dass uns Energie und Leidenschaft ergreifen. Dieses bürgerschaftliche Streben, dieser Enthusiasmus dürfen nicht durch Bürokraten gebremst werden, nur dann kann aus einer verhaltenen Stimmung Tatkraft erwachsen.

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