Ein Jahr „Filmclub“ und „WeltErkunder“ im Kulturforum Hellersdorf

Hans-Werner Stegemann, Karl Forster

Im Februar 2015 startete das Kulturforum in der Hellersdorfer Carola-Neher-Straße die neue Veranstaltungsreihe mit dem Dokumentarfilm „Die Ossis von Namibia“. Zugegen waren Botschaftsangehörige sowie ein Vertreter der Kinder, die das Glück hatten, aus dem damaligen Kriegsgebiet Namibia/Angola in die DDR ausfliegen und dort aufwachsen zu können. Die gut besuchte Auftaktveranstaltung mit fruchtbaren Diskussionen und einer insgesamt positiven Resonanz ließ die Hoffnung aufkommen, dass auch zukünftige Filmabende erfolgreich sein würden. Es folgten Filme mit sehr unterschiedlichen Botschaften, Ansprüchen und entsprechender Publikumsresonanz: „Transfusion“, „Peenemünde – Schatten eines Mythos“, „Platte mit Aussicht“, „Visa al Paraiso“ in Zusammenarbeit mit dem Lateinamerika Forum Berlin, „Der Giraffenmacher“, „Die Hüter der Tundra“ und „Linie E – Alexanderplatz-Hönow“.

Die Reihe WeltErkunder begann im April 2015 mit dem Bericht über eine Fahrradreise von Berlin nach Wladiwostok im fernen Osten Russlands. Ziel dieser Reihe war und ist es, Weltreisende mit außergewöhnlichen Erfahrungen, ihren Bildern und Erlebnissen vorzustellen. In diesem Sinne folgten eine musikalisch-landeskundliche Rundreise durch Lateinamerika als Live-Veranstaltung mit dem Sänger Matthias Nitsche. Weiter ging es mit „In etwas mehr als 80 Tagen um die Welt“, „Island – Raues Paradies“, „Hanoi – Saigon in 36 Tagen“, und „Auf geheimnisvollen Pfaden ins Königreich Mustang/Nepal“. Eine gemütliche Clubatmosphäre mit Imbiss und Getränken bot vielen Besuchern interessante und angenehme Abende. Ein Stammpublikum begann sich zu etablieren. Die Organisatoren wünschen sich einen Erfahrungsaustausch mit anderen Veranstaltern und Kulturschaffenden, um neue Ideen zu sammeln und gemeinsam noch publikumswirksamer arbeiten zu können.

Wie geht es nun weiter im Jahr 2016? Erfreulich ist, dass die Reihe Filmclub in diesem Jahr vom Bezirkskulturfonds mitfinanziert wird. Im Januar gab es den „Grenzdurchbruch 89“, eine Dokumentation von Regisseur M. J. Blochwitz. Er hielt mit seinem Team vom 11. November bis 22. Dezember 1989 emotionale Stimmungseindrücke der DDR-Grenzer nach Öffnung der deutsch-deutschen Grenze fest. Das erste Quartal 2016 ist insgesamt dem Schaffen dieses Regisseurs und seinen Arbeiten gewidmet. Am 19. Februar wird der Dok-Film „Hans Knospe – Fotograf“ (1997) vorgestellt: Erinnerungen des Fotografen und Filmemachers Knospe an die 1930er Jahre im Ostseebad Sellin, in dem der gebürtige Berliner einen Fotoladen betrieb. Zu sehen sind faszinierende Bilder vom Leben an der Ostsee damals und heute. Ein Film, der gute Unterhaltung, verbunden mit nostalgischen Erinnerungen und Vermittlung von Zeitgeschichte bietet. „Der Hauptmann-Transport“ am 11.3. ist eine szenische Dokumentation (1988) über den „Transport“ des verstorbenen Dichters Gerhart Hauptmann von Agnetendorf (heute Polen) zur Insel Hiddensee. Sein Leichnam und die gesamte Hinterlassenschaft wurden per Sonderzug zur Ostseeinsel überführt. Die Rote Armee, der KGB und polnische Streitkräfte begleiteten und schützten den Transport vor Übergriffen in den wirren Nachkriegszeiten. Am 8.4. zeigt das Kulturforum eine Dokumentation (2015) über die Erfahrungen polnischer Kämpfer/Innen gegen den deutschen Faschismus an allen Fronten des 2. Weltkrieges. „Vergesst nicht unseren Kampf!“ ist der Titel der Dokumentation von C. Carlsen und P. Jansen. Überlebende kehren zum 67. Jahrestag (2012) der Befreiung erstmals an Schauplätze der Schlacht um Berlin zurück. Eine Welle der Erinnerung in Wort und Bild kann die Gefahrensituationen der damaligen Zeit nur andeuten. Und schließlich widmet sich Die Dokumentation „Pfade der Freiheit“ (2011) der italienischen Regisseurin Lucia Vannucchi rückblickend der Befreiung Italiens von Faschismus und deutscher Besetzung. Bisher unbekannte Bilder, verbunden mit Zeitzeugeninterviews, erzählen von Ereignissen, die wenig bekannt sind und über die bisher geschwiegen wurde. Der Film wurde anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung der Toscana dort uraufgeführt.Auch die Reihe WeltErkunder bietet im Jahr 2016 interessante Veranstaltungen: Am 24. Februar steht zum Beispiel der Südsudan auf dem Programm. Gezeigt wird der Dokumentarfilm „Südsudan – das jüngste Land der Erde“ über die Geschichte der Trennung des Südsudan vom Norden, über Kämpfe, Familientrennungen und Flüchtlingsprobleme.

Das Berliner TV-Team Jeremy de Luca und Mike Hampe besuchte den jungen Staat im Sommer 2015. In einer Filmdokumentation zeigen sie die Situation in dem neuen Land, an dessen Grenze zum ehemaligen Zentralstaat noch Krieg herrscht. Krieg und Hungersnot, das sind die Nachrichten, die man hier vom Südsudan hört. Für 5% des Landes sind sie auch zutreffend. Aber im großen Rest ist es friedlich. Dort finden Besucher traumhafte Landschaften, interessante Städte und Menschen vor, welche die bislang wenigen Urlauber aufs Herzlichste willkommen heißen. Der Tourismus befindet sich noch in den Kinderschuhen. Zahlreiche Hotels der Luxusklasse werden gerade errichtet oder wurden vor kurzem erst fertiggestellt. Noch im Aufbau befindet sich die Nil-Insel Full-Moon-Island. Auf ihr entsteht ein Luxusressort mit allen Annehmlichkeiten. Die Regierung des Landes bemüht sich vor allem um Investoren, um das Land auch wirtschaftlich weiter zu entwickeln.

Der 9. Juli ist ein wichtiges Datum für das noch sehr junge Land. An diesem Tag wird die Unabhängigkeit des Landes (2011) gefeiert. Jedes Jahr kommen tausende Einwohner auf den Festplatz vor dem Mausoleum des Staatshelden John Garrang, um diesen Tag mit der Regierung und den diplomatischen Vertretern zahlreicher anderer Staaten zu feiern. Genau zur Zeit dieser Feierlichkeiten 2015 weilte das Berliner Fernsehteam im Lande und erhielt Gelegenheit, Aufnahmen vom Fest, aber auch von der entstehenden touristischen Infrastruktur und den Landschafts- und Naturschönheiten zu machen.

Ebenfalls 2015 besuchte der CDU-Bundestagsabgeordnete Charles M. Huber das Land. Er war bereits Berater des äthiopischen Tourismusministers und der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FAO, ist Afrika-Experte der CDU/CSU-Fraktion und Gründer des Vereins Afrika Direkt. MdB Charles M. Huber, bekannt auch als Schauspieler in der Rolle des Kommissar Henry Johnson in „Der Alte“, wird neben den Filmautoren und der Botschafterin des Südsudan, Frau Sitona Abdalla Osman im Kulturforum Hellersdorf Fragen über das jüngste Land der Erde und seine Entwicklung beantworten.

Alle Interessenten können sich in den Folgemonaten auf audiovisuelle Ausflüge und lebendige Schilderungen der Reiselustigen nach Irland (März), durch zahlreiche asiatische Länder (Mai) und den Westen Kanadas (Juni) freuen. Und der Kulturring freut sich auf viele neugierige Besucher im Hellersdorfer Kulturforum und wird bemüht sein, ihnen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten.

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