Andalusien in Bohnsdorf

André Nerz

Tanz-Gesang-Gitarre – ein Flamenco-Abend in der Kulturküche

Der Flamenco ist aus der südspanischen Region Andalusien nicht mehr wegzudenken – zu eng sind die historischen und kulturellen Verflechtungen. So eng, dass der Flamenco dort in den Lehrplan der Schulen aufgenommen wurde. Damit nicht genug: seit 2010 steht er auf der UNESCO-Liste des „Repräsentativen immateriellen Kulturerbes der Menschheit“!

Elemente unterschiedlicher Kulturen flossen in seine Entwicklung ein – unter anderem lateinisch-frühchristliche, jüdische und – auf Grund der langen Besetzung großer Teile Spaniens durch die Mauren – auch islamische. Maßgeblich war schließlich die Einwanderung von Roma-Gruppen nach Südspanien. Die dort als „Gitanos“ bezeichneten Roma haben die andalusische Volksmusik mit ihrer eigenen Folklore verschmolzen, formten somit letztendlich den Flamenco aus einer Synthese musikalischer Ausdrucksformen verschiedenster Herkunft.

Zunächst dominierte der Gesang, über den die Gitanos – wie im übrigen Europa auch in Spanien diskriminiert und unterdrückt – ihre oft traurige Gefühlslage zum Ausdruck brachten. Entsprechend schwermütig waren häufig die Themen: Verzweiflung, Leid, unerfüllte Liebe und Tod. Aber auch Ausgelassenheit und überschwängliche Lebensfreude fanden ihren Platz in den Texten der Flamenco-Gesänge, von denen viele mündlich überliefert wurden. Neben dem Gesang gewannen im Laufe der Zeit die musikalische Begleitung (hier vor allem die Gitarre) und der Tanz zunehmend an Bedeutung. Der Flamenco-Tanz erfordert neben den teils geräuschvollen Fußtechniken den Einsatz des gesamten Körpers zur ausdrucksstarken tänzerischen Interpretation der Emotionen.Am 19. Februar kann man in der Kulturküche Bohnsdorf eine Expertin dieser Kunst bewundern: die Berlinerin Kerstin Lindow – sie tanzt seit über 20 Jahren Flamenco.

Schon als Kind berührte sie diese Kunstform das erste Mal, als sie auf Teneriffa die anmutige Tänzerin eines Flamenco-Spektakels beobachtete. Ihre ersten eigenen Flamenco-Schritte lernte sie bei Manuel Moreno aus Cordoba, der auch ihr Lehrer während der vierjährigen Ausbildung im Centro flamenco cultural wurde. Es folgten Aufenthalte in Andalusien mit intensiven Tanzstunden bei den dortigen Flamenco-Größen. In ihre künstlerische Arbeit fließen auch andere Tanzstile, wie Salsa, Ballett und Jazz, ein. Kerstin Lindow unterrichtet unter anderem an der Musikschule Köpenick/Treptow und gibt regelmäßige Workshops. Die dabei erworbenen Tanzkünste werden einige ihrer Kurs-Schülerinnen an diesem Abend vorstellen.

Natürlich darf das älteste Element des Flamencos, der Gesang, nicht fehlen. Für ein Gelingen des komplizierten Wechselspiels von Tanz und Gesang wird Maria López die Darbietungen begleiten. Die Andalusierin stammt aus der Hafenstadt Puerto Santa Maria, der Wiege des Flamencos. Schon ihr Vater war ein leidenschaftlicher Flamenco-Sänger und hat sein Können an die Tochter weitergegeben. Mit ihrer kraftvollen, authentischen Stimme reißt sie das Publikum mit in die Welt des Flamencos. Der musikalische Part obliegt einem Virtuosen der Flamenco-Gitarre: Nikos Tsiachris, in Griechenland geboren, erhielt mit acht Jahren den ersten Gitarrenunterricht von seinem Vater, später eine umfassende klassische Gitarrenausbildung. Während eines Studien-Aufenthaltes in Granada nahm er Flamenco-Gitarrenunterricht bei Rafael Santiago Habichuela und Emilio Maya. Sein Studium der Musikwissenschaft schloss er mit einer Diplomarbeit zum Thema „Die traditionellen Lieder des Flamenco“ ab. Seit einigen Jahren erhält Tsiachris Lehraufträge an der Global Music Academy Berlin (Schwerpunkt Flamenco-Gitarre). 2012 gründete er das Flamenco-Jazz-Quartett „Rasgueo“. Tanz, Gesang und Gitarre – der Abend garantiert geballte Flamenco-Kompetenz! Wer sich also in dieser kalten Jahreszeit an feurigen Rhythmen wärmen möchte, der komme am 19. Februar um 19.00 Uhr in die Kulturküche Bohnsdorf.

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