Der Maler Franz Krüger (1797-1857) und die Treskowsche Rennbahn

Walter Fauck

Der Pferdesport stand in Preußen Mitte des 19. Jhd. in voller Blüte. Das Pferd war Statussymbol. Das zeigt sich auch in der zeitgenössischen Malerei. Eine große Anzahl von Ereignisbildern und individualisierten Pferdebildnissen widerspiegeln das. Das edle Rennpferd in jener Zeit unterstrich den gesellschaftlichen Rang von Reiter und Besitzer. Es war der Maler Franz Krüger (1797-1857), der es hervorragend verstand, durch die hohe Perfektion seiner Malerei diesen Zusammenhang hervorzuheben. Ihm verdankt der Pferdesport in Karlshorst die Überlieferung eines Bildes vom Sieger des ersten Pferderennens in der Karlshorster Feldmark. Für die Geschichte des Rennsports in Karlshorst ist das Gemälde „Herr v. Alvensleben auf ‚Brin d’Amour‘ und der Besitzer Leutnant von Prillwitz“, ein Spätwerk von Franz Krüger, von besonderer Bedeutung.

Pferd, Reiter und Besitzer vertreten den ersten Sieger in einem öffentlichen Pferderennen in der Gemarkung Karlshorst. Der Hauptgegenstand dieses Gemäldes, das sich heute im Besitz eines US-amerikanischen Sammlers befindet, ist das edle Rennpferd in seiner ganzen Schönheit. Das von einem Pfleger geführte Tier, sein Reiter und der Besitzer ziehen den Blick auf sich. Es ist ein schöner Zufall, dass dieses Bild, das den Beginn der Rennsporttradition in Karlshorst markiert, entstanden und überliefert ist.

Vierzig Jahre vor der Eröffnung der heutigen Rennbahn in Karlshorst fand im Jahre 1854 das erste öffentliche Pferderennen in der Karlshorster Feldmark statt. Es handelte sich um ein Jagdrennen, wie es schon seit 1829 zum Programm der Berliner Rennwoche gehörte. An wechselnden Orten wurde dieses Rennen als Querfeldeinrennen im Berliner Umland durchgeführt. Auf Initiative der Familie von Treskow in Friedrichsfelde wurde dieses Jagdrennen 1854 erstmals in der Karlshorster Feldmark ausgetragen.

„Brin d‘Amour“ unter Leutnant v. Alvensleben gewinnt 1854 und 1855 die Jagdrennen in der Karlshorster Feldmark. Der Start befand sich in der Nähe des Vorwerks Karlshorst (ungefähr Waldowallee Ecke Rhesener Weg). Die Strecke führte über die damals noch ebenerdig verlaufende Eisenbahnstrecke in einem großen Halbkreis in das alte Birkenrevier, die heutige Rennbahn. 1854 war es noch ein Sonderzug der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn, der die Zuschauer aus Berlin zum Rennplatz brachte. In der Nähe der Bahnunterführung von der Waldowallee zum Carlsgarten, im heutigen Karlshorst, hatte die Bahn einen provisorischen Haltepunkt unmittelbar an der Rennstrecke gestattet.Am 20. Juni 1855 waren es schon zwei Sonderzüge der Berlin-Niederschlesischen Eisenbahn, die Rennbesucher nach Karlshorst brachten. Der Sonderhaltepunkt war wiederum das Bahnwärterhaus am Wege, der heute zum Carlsgarten führt. In einem Rennbericht heißt es: Trotz Regenwetters hatten sich Scharen von Landleuten aus den nächsten Ortschaften eingefunden.

Das über 4 engl. Meilen gehende Jagdrennen war von der Tribüne an der Eisenbahnstrecke aus gut zu übersehen. Für Jagdrennen war die Tribüne eine Neuerung, mit der die Treskows Jagdrennen attraktiver für das Publikum machten. Die Strecke verlief nördlich und südlich der Eisenbahn Karlshorst-Köpenick. Der Start befand sich diesmal in der Nähe des Bahnwärterhauses. Zwar waren 10 Pferde am Start, doch das Siegerpferd hatte schon bei der Überquerung der Eisenbahnstrecke einen so großen Vorsprung, dass die meisten Reiter den Kampf aufgaben. Nur drei Pferde kamen ins Ziel. Ungefährdet gewann der Vorjahres-Sieger „Brin d‘Amour“ in 9 min., 15 sec. unter Leutnant v. Alvensleben.

Im Jahre 1856 gab es im Rahmen der Berliner Renntage zwei Rennen in der Karlshorster Feldmark. Von dieser Tribüne gibt es eine Radierung, auf der schon alle Elemente eines Rennplatzes zu erkennen sind. Das Jagdrennen am 19. Juni 1856 fand diesmal am Beginn der „Berliner Rennwoche“ statt und zwar auf einem Rundkurs nördlich der Bahnstrecke. Der Rundkurs lag zwischen der Waldowallee und der Köpenicker Allee und wurde zweimal durchritten. Die Tribüne lag innerhalb des Rundkurses zwischen Start und Ziel. Mit zwei Sonderzügen waren ca. 1000 Zuschauer aus Berlin gekommen. Durch tagelangen Regen war das Geläuf sehr schwer geworden, teilweise stand noch Wasser auf der Strecke. Sieger war die braune Stute „Jane Eyre“, die für die ca. 4 engl. Meilen acht Minuten benötigte. „Brin d‘Amour“ wurde nach einem Sturz noch Fünfter.

Damit endet die glanzvolle Zeit dieses herausragenden Rennpferdes, das den Beginn des Pferdesports in Karlshorst markiert und von Franz Krüger so gekonnt ins Bild gesetzt wurde.

Anzumerken ist noch, dass Herr v. Alvensleben 1862 in der Karlshorster Feldmark das erste Armeejagdrennen um den Ehrenpreis des Königs von Preußen mit seinem Pferd „Cocktail“ gewinnen konnte.

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