Berlins älteste Fotogalerie feiert am 28. August ihr 30-jähriges Bestehen und zeigt in einer großen Rückschau Fotografien mit Schwerpunkt auf den Jahren 1985-1990 sowie 2010-2015. Direkt am S-Bahnhof Warschauer Straße gelegen, wird sie 1985 im Erdgeschoss eines Platten-Neubaus am Helsingforser Platz als Galerie des Bezirks Friedrichshain eröffnet. Mit beachtlichen 200m² Ausstellungsfläche und einem eigenen Café entwickelt sich die erste Fotogalerie der DDR zu einem beliebten Anziehungspunkt der Fotoszene, mit oft meterlangen Schlangen vor dem Eingang. Zu den Stars der ersten Jahre gehören u.a. Helga Paris, Arno Fischer und Sibylle Bergemann, Ute Mahler, Roger Melis, Peter Leske und Eberhard Klöppel. Bald folgen Ausstellungen von internationale Größen wie Tina Modotti (Mexiko), Imogen Cunningham (USA), Sebastiao Salgado (Brasilien), Eva Siao (China), Gordon Parks (USA) und Sir Cecil Beaton (UK).
Die 30-jährige Geschichte der nicht-kommerziellen Fotogalerie Friedrichshain weist inhaltliche Kontinuität auf, trotz organisatorisch-existenzieller Herausforderungen. Sie lässt sich in drei Etappen aufteilen. Die erste umfasst die Jahre bis zum Ende der DDR. Die zweite Etappe bezieht sich auf die nachfolgende Dekade, in der die Galerie als kommunale Einrichtung des Bezirks in einem neuen, sich stark wandelnden gesamtstädtischen Umfeld fortgeführt wurde. Als schließlich – nach der Bezirksfusion – Friedrichshain-Kreuzberg von der Trägerschaft zurücktritt, droht zeitweilig die Schließung. Ab 2002 übernimmt der Kulturring in Berlin e.V. die Verantwortung für Bestand und Fortentwicklung der Fotogalerie.
Schwerpunkt der Arbeit ist sozialdokumentarische und zeitgenössische Fotografie, die sich mit Leben und Alltag, mit Individuum und Gesellschaft auseinandersetzt – engagierte Fotografie. Einzel- und Gruppenausstellungen wechseln sich ab – mal Retrospektiven wie Harald Hauswalds sehr erfolgreiche Rückschau im Sommer 2014 anlässlich seines 60. Geburtstags, mal aktuelle Positionen und auch spezifische Anlässe wie das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren.
Aus der Fülle der rund acht bis zehn Ausstellungen pro Jahr werden im Rahmen der Jubiläumsausstellung ab dem 31. Juli 2015 Höhepunkte aus den ersten und den letzten fünf Jahren präsentiert, zusammen mit historischen Schätzen aus dem Archiv der Fotogalerie, die bis in die Vorkriegszeit reichen. Ute Mahler ist mit zeitlos eleganten Modefotografien vertreten, Peter Leske mit seinem Projekt BABEL, Tina Modotti mit frühen Portraits der indigenen Bevölkerung in Mexiko, Dvorah Kern als jüngste Fotografin, die jemals in der Fotogalerie ausgestellt hat, Varda Carmelli mit Eindrücken aus Indien, Jürgen Bürgin mit farbgewaltigen Großstadtportraits, Harald Hauswald mit Momentaufnahmen aus dem DDR-Alltag. Dies ist allerdings nur ein kleiner Auszug und Besucher dürfen gespannt sein auf die finale Konzeption der Jubiläumsausstellung. Zur Feier am 28. August 2015 werden zahlreiche der genannten KünstlerInnen vor Ort sein.