ANDYMON wird 30 – ein Blick zurück

Ralf Neukirchen

Der SF-Club ANDYMON, der sich im Herbst 1986 seinen Namen nach dem gleichnamigen Roman von Angela und Karlheinz Steinmüller gab, wurde am 6. Februar 1985 als Arbeitskreis wissenschaftlich-phantastische Literatur beim Kulturbund Berlin-Treptow gegründet.

Bereits in seinen ersten Jahren organisierte der Club seine Veranstaltungen nicht nur für die Clubmitglieder, sondern wollte schon immer mehr Menschen für die Science Fiction begeis-tern. Bei den fast kontinuierlich durchgeführten monatlichen Clubabenden wurde wohl kaum ein SF-Thema ausgelassen. Von den Gesprächen mit DDR-SF-Autoren, den Interessengruppen für Malerei, Schreiben und Übersetzungen bis zu gemeinsamen Tauschbörsen gab es ein breites aktives Betätigungsfeld schon in den ersten Jahren. Populärwissenschaftliche Vorträge, u.a. mit Prof. Dr. Dieter B. Herrmann, holten die Mitglieder auch ab und an von allzu phantastischen Ausflügen in die Realität zurück und vermittelten oft ganz nebenbei neues Wissen über Raumfahrt und Kosmos. Mit den seit 1990 bestehenden fast unerschöpflichen Möglichkeiten, sich mit diesem spannenden Hobby zu beschäftigen, nahm die Vielfalt der Themen noch einmal kräftig zu. Kein SF-Genre, kein noch so abgelegenes Feld wurde nicht betreten und mit Vorträgen, Ausflügen, Museumsbesuchen usw. erkundet. Einen besonderen Platz nahmen dabei die Tage der Phantastischen Kunst bzw. Tage der Phantasie ein, die ANDYMON zusammen mit dem Kulturbund in den vergangenen 30 Jahren über zehnmal organisierten. Ein Höhepunkt war damals auch die erste DDR-SF-Convention im Oktober 1990. In diesen Jahren fanden zahlreiche Lesungen mit DDR-SF-Autoren statt, und auch eine ANDYMON-Autorengruppe bildet sich. Texte von Mitgliedern der Gruppe erschienen 1990 in der Anthologie „Der lange Weg zum Blauen Stern“ sowie später in zahlreichen anderen Anthologien und SF-Magazinen. Nach 1989 gab es endlich auch gegenseitige Treffen mit Freunden aus aller Welt, so kamen auch der berühmte SF-Fan Forrest J. Ackerman oder der SF-Autor Thomas M. Disch zu Besuch. Die neu gewonnenen Freiheiten gaben vielfältigen Aktivitäten der Clubmitglieder starken Auftrieb. Sie gründeten den SHAYOL-Verlag und später die Verlage GOLKONDA und MEMORANDA, es erschienen die SF-Magazine ALIENCONTACT (1990-2005) und PANDORA (2007-2010). Höhepunkt der vergangenen Jahre war 2010 der ANDYCON im Zeiss-Großplanetarium am Prenzlauer Berg, auf dem die vielen SF-Fans auch den berühmten russischen SF-Bestseller-Autor Dmitry Glukhovsky begrüßen konnten.

Nach wie vor gibt es auf den monatlich stattfindenden Clubabenden und Treffen Vorträge und Gespräche zu allen Themen rund um die Phantastik. Dabei geht es nicht nur um unterhaltende Aspekte, sondern auch um Beziehungen und Bezüge zu den heutigen gesellschaftlichen Verhältnissen. So z.B. zu den Utopien und Dystopien oder den Zusammenhängen zwischen Philosophie und Science Fiction, zu denen es auch entsprechende Publikationen bei den Verlagen SHAYOL bzw. GOLKONDA gibt. Anziehungspunkte im Programm in punkto Unterhaltung waren in den letzten Jahren die sommerlichen Musikvorträge zu Themen wie Roboter oder Astronauten in der Pop-Musik oder die Vorstellung wirklich alter und weitgehend unbekannter SF-Fernsehserien aus den USA oder Großbritannien. Viel zu erfahren und Anregung zum Weiterlesen gab und gibt es regelmäßig bei den Vorträgen zu ausgewählten SF-Autoren. Gäste und thematische Anregungen rund um die SF sind den Freunden von ANDYMON stets willkommen. Und versäumen sollten alle Fans und Neugierige nicht einen Besuch der Phantastischen Woche Anfang des Monats in Berlin-Baumschulenweg.

Treff: an jedem zweiten Donnerstag im Monat, 19 Uhr, Kulturring-Club Berlin-Treptow, Ernststraße 14-16. www.club-andymon.net

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