Nicaragua-Wandbild: Rettung in Sicht

Christel Schemel

Mural ist spanisch und bedeutet Mauer oder Wand. Aus Lateinamerika stammt die Muralkunst, das großflächige Bemalen von Wänden. Die meisten Murale – pro Kopf der Bevölkerung – entstanden zwischen 1979 und 1990 im kleinen zentral-amerikanischen Nicaragua. Lateinamerikanische Literatur genießt Weltruf, das lässt sich in Buchhandlungen und Bibliotheken hierzulande mühelos bestätigen. Nach den ebenfalls weltbedeutenden Gemälden und Skulpturen des lateinamerikanischen Subkontinents sucht man in der Kulturstadt Berlin zumeist vergeblich. Keine Zeugnisse der weltberühmten mexikanischen Wandmaler um Diego Rivera, Clemente Orozo, David Alfaro Siqueiros, kein Werk von Frida Kahlo, der Chilenen Maita (nur ein Bild) und Venturelli, der Kubaner Wilfredo Lam und Portocoarrero sowie der großen Brasilianer. Und doch gibt es ein wirklich einmaliges Werk aus diesem Kulturkreis, welches diese enorme Lücke zu mindestens ansatzweise schließen könnte. Es entstand auf einer weithin sichtbaren Giebelwand nahe der Lichtenberger Brücke.

Im Sommer 1985 malte der damals 49-jährige Manuel Garcia Moia gemeinsam mit den bekannten Berliner Künstlern Trakia Wendisch (* 1959) und Martin Hoffmann (* 1948) im Auftrag des (Ost)Berliner Magistrats das sehr eindrucksvolle und farbenintensive Antikriegs-Mural. Mit einer Größe von 255 qm zählt dieses Mural heute europaweit zu den schönsten und größten dieser Kunstepoche. Wetter, Umwelt und gedankenloses Graffiti hatten indessen beim Kunstwerk über neunzehn Jahre lang nach seiner Erschaffung für erhebliche Schäden gesorgt. Hauptgefahr aber war eine 2004 in Gang befindliche Sanierung der privaten Immobilie. Sie hätte unwiederbringlich das einzigartige Kunstwerk zerstört. Nach langem und beharrlichem Kampf hatte eine Berliner Bürger- und Kunstinitiative erreicht, dass mit Unterstützung vieler Bürger und privater Förderer sowie von Politik und Verwaltung Berlins dieses Wandbild nicht verloren ging, sondern 2004/05 mit dem Einverständnis des nicaraguanischen Schöpfers rekonstruiert wurde. Der bekannte Kreuzberger Künstler Gerd Wulff (1943-2013) und sein Hamburger Kollege Max Michael Holst (* 1944) malten das Bild in werkgetreuer Form neu auf die Wand. Der nicaraguanische Schöpfer autorisierte kurz vor Ende die sehr gelungene künstlerische Reproduktion, indem er bei seinem ersten Wiedersehens-Besuch am 14. bzw. 20. September 2005 kurz selbst Hand anlegte. Auf diese Weise war das ursprüngliche Bild mit dem Titel „Nicaraguanisches Dorf - Monimbó 1978“ erhalten geblieben und erstrahlte seit dem 30. September 2005 wieder in neuer Farbenpracht am ursprünglichen Ort.Durch Fehler am Konstrukt verlor das komplexe System jedoch völlig unerwartet in den nachfolgenden ca. 6,5 Jahren zunehmend seine Funktionalität. Die Folge war, dass unregelmäßig, je nach Witterung, größere Wandbildteile herabstürzten. Im Juli 2013 mussten die verbliebenen Teile des Wandbildes vollständig abgetragen werden. Die nachfolgenden Verhandlungen an einem Runden Tisch mit dem damaligen Lichtenberger Bezirksbürgermeister Geisel und BVV-Vorsteher Bosse waren schließlich erfolgreich und sorgten dafür, dass für die notwendige Fassadensanierung bereits 49.000 Euro Versicherungsleistung zur Verfügung stehen. Ab August 2015 soll mit der Neubemalung begonnen werden, indem auf den neuen Putz das Nicaragua-Wandgemälde erneut, diesmal mit KEIM-Farben, aufgebracht wird. Renommierte Künstler der Lichtenberger DekorativeCity GmbH werden das Nicaragua-Wandbild malen. Die Gesamtkosten für diese künstlerische Reproduktion belaufen sich auf etwa 55.000 Euro und sollen in den nächsten Monaten durch eine gemeinsame Spendenaktion erbracht werden. Schon jetzt erhielten sowohl die gemeinsame Spenden-Kampagne als auch die Initiative tatkräftige Hilfe und positiven Zuspruch bei ihren ersten öffentlichen Aktionen. Prominente Unterstützung kam wie schon vor rund zehn Jahren vom namhaften Künstler und Liedermacher Konstantin Wecker, vom Forschungszentrum für lateinamerikanische Muralkunst an der Universität Kalifornien L. A. (Prof. Dr. David Kunzle), der Sportlegende Täve Schur, der Nicaraguanischen Botschafterin Karla Beteta, von den Berliner Bundestagsabgeordneten Dr. Gesine Lötzsch und RA Hans-Christian Ströbele sowie den Friedensaktivisten Christa Lörcher, MdB i.R., und Dr. Gustav Adolf Lörcher, Professor i.R.. Vor allem bei den vielen Spendern und den einfachen Menschen in Nicaragua sehen sich alle Mitstreiter der Initiative in der besonderen Pflicht und Verantwortung, damit dieses einzigartige Nicaragua-Schaufenster hier in Berlin als Zeichen unseres Respekts gegenüber der lateinamerikanischen Kunst und Kultur insgesamt wieder erlebbar wird. Vielen Dank auch für Ihre Unterstützung!

Unsere Spenden-Kontoverbindung!

Empfänger: Kulturring in Berlin e. V.

IBAN: DE41 1007 0848 0525 6219 01

BIC: DEUT DE DB110

Verwendung: Initiative Nicaragua-Wandbild

Archiv