Orden für Kulturbotschafterin

Ingo Knechtel

Sie hat es sich wirklich verdient ... das war das einhellige Echo. Und erwartungsgemäß gab es viele Gratulationswünsche für eine echte „Kulturbotschafterin“. So nannte Senatorin Dilek Kolat die charmante Gastgeberin vieler Salonabende, Alina Pätzold, als sie ihr am 13. April im Auftrag von Bundespräsident Joachim Gauck das Bundesverdienstkreuz, oder wie es korrekt heißt, die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland überreichte.

Zur Begründung sagte Berlins Bürgermeisterin und Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen: „Alina Pätzold hat sich in beispielhafter Weise um das Verständnis und Miteinander verschiedener Kulturen in Deutschland verdient gemacht. Die von ihr als Gastgeberin seit 1999 entwickelte und organisierte Salon-Reihe des Kulturrings e.V. ermöglicht den interkulturellen Austausch von in Deutschland lebenden ausländischen Künstlerinnen und Künstlern und Berlinerinnen und Berlinern. Diese Begegnungen tragen dazu bei, die Integration zu fördern und Vorurteile abzubauen.“

Vor gut einem Jahr erst würdigte Wolfgang Pfeifer in den KulturNews – auf ein Jubiläum blickend – das Wirken von Alina Pätzold und sagte geradezu prophetisch die Ordensverleihung voraus: „Wir finden, sie hat das verdient!“ In der Tat stehen die Salonabende des Kulturrings mit Alina Pätzold als Gastgeberin für eine erfolgreiche interkulturelle Arbeit, für unzählige Begegnungen mit Menschen und deren Kultur, für immer wieder neue Anregungen zur eigenen kulturellen Betätigung und zum kulturellen Austausch.

Vor Journalisten im Büro von Dilek Kolat erzählt Alina, die ihre Wurzeln in Armenien hat, dass sie Ende der 1970er Jahre nach Weißensee kam und so gut wie kein Wort Deutsch konnte. Schnell lernte sie die Sprache, und mit Hilfe vieler Nachbarn und Freunde fühlte sie sich bald in Berlin zuhause. Und so wie sie die deutsche Kultur kennen lernte, wollte sie auch den Deutschen in den Bezirken am östlichen Berliner Rand in den Neunzigerjahren und danach durch Begegnung und kulturellen Dialog die verschiedenen Kulturen der Welt näher bringen. Sie knüpfte unzählige Kontakte zu in Berlin lebenden ausländischen Künstlern, klopfte zur Unterstützung an die Türen vieler Botschaften. Und schließlich eroberte sie mit ihrem Charme und ihrer Gastfreundschaft die Herzen des Publikums.

Zum Erfolg gehört natürlich immer auch ein gutes Team. Und in all den Jahres zeigte Alina Pätzold auch, dass eine kluge Kulturmanagerin, die sie inzwischen geworden war, auch eine herzliche und nette Kollegin sein kann, die ihr Team über alles schätzt und sehr wohl weiß, wie viele Schweißperlen bei den Mitarbeitern fließen, wenn sie – vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben – einem Gast, was sage ich, hunderten Gästen in hohem Tempo und ohne Faux-Pas eine leckere, landestypische Speise servieren sollen.

Alina Pätzold „betreut“ nach wie vor vier Salons: den „hellen salon“ im Kulturforum Hellers-dorf, den „hohen salon“ im Humboldt-Haus in Hohenschönhausen, den Karlshorster Salon im dortigen Kulturhaus und den Kochkunstabend bei Lebensmut e.V. in Hohenschönhausen. Sie ist die „Frontfrau“, steht im Rampenlicht. Hinter ihr steht ein starkes Team. Auch dieses Team fühlt sich mit Alina geehrt, irgendwie sind auch sie alle Alina. Was gibt es Schöneres an so einem Tag?

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