20 Jahre im Dienste des Humors – „Die alten Schachteln“

Rosemarie Eckhardt

Das Berliner Seniorenkabarett „Die alten Schachteln“ feiert in diesem Jahr Jubiläum. Alles hatte vor 20 Jahren in Hellersdorf begonnen. Da fanden sich einigea jung gebliebene Senioren zusammen, die mit dem Theater im Berufsleben nichts zu tun, aber immer schon von der Schauspielerei geträumt hatten. Die Volkshochschule stellte ihnen als Regisseurin Uta Zimmermanns zur Seite, und munter ging es los. Damals haben sich die acht Frauen und ein Mann für das Konzept: „Die alten Märchen auf neue Weise“ entschlossen und einen Namen für die Truppe gesucht. Wer den Namen „Die alten Schachteln“ (er)fand? Vielleicht Inge Pick oder Rita Schubert, es kann auch möglich sein, dass es Sigrid Rautenberg, Karin Forgber oder Brunhilde Bauer waren. Es lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. „Vielleicht liegt das aber auch am Alter, so langsam wird man ja mit den Jahren vergesslicher“, so Johann Keib.

Nach Irrungen und Wirrungen um die Finanzierung der Stelle für die Leiterin des Kabaretts dockten die „Schachteln“ beim Kulturring in Berlin e.V. an und fanden hier eine gute Heimstatt. Johann Keib übernahm die künstlerische Leitung und führte fortan Regie. Die jungen Alten hatten einen Traum und eine Idee, die sie in den zwei Jahrzehnten ihres Bestehens umgesetzt haben. Vieles hat sich in den 20 Jahren gewandelt, die Menschen und Themen der „Schachteln“ sind teilweise andere geworden.

Selbstverständlich konnten „Die alten Schachteln“ in all diesen Jahren nicht in der gleichen Besetzung bleiben. Sie hatten Todesfälle zu verkraften, einige Mitglieder verließen die Gruppe aus Altersgründen oder hatten doch die Lust am Spiel verloren. Es gelang dem Kabarett aber immer wieder, mit Werbungen in der Marzahn-Hellersdorfer Presse sowie im Bekannten- und Freundeskreis die Reihen wieder zu schließen. Mit dem „jungen“ Nachwuchs kamen dann auch wieder neue Ideen für die Programme.Heute sind 12 Laienkünstler aktiv dabei. Auf „Wunsch“ des bisher einzigen Kartons (des Regisseurs Johann Keib) unter neun alten Schachteln wurden in den letzten Jahren zwei weitere „Kartons“ aufgenommen, damit „er nicht so alleine ist“. Somit besteht die lautstarke Truppe nunmehr aus neun Schachteln und drei Kartons. Eine aus der ersten Besetzung ist Karin Forgber. Langjährige Schachteln sind auch Eva-Maria Kinski, Hannelore Kretschmer, Gudrun Panthen und Beatrix Möhring. Sie alle, auch die „Neulinge“ im Kabarett, eint die große Liebe zum Theater, zum Spielen und den Finger in die kleinen und großen „Wunden“ des Alltags zu legen. Das Kabarett studierte mehr als zwanzig Sketchprogramme ein, darunter: „Ich spüre ein Tiefdruckgebiet“, „Die Hits von Witz“ „Alles vom Feinsten“, „Na, dann Mahlzeit!“, „Sind wir noch zu retten?“, „Und das ist auch gut so?“, „Berliner Moritaten“. Sie absolvierten über 400 Aufführungen, nicht nur im Großraum Berlin, sondern auch in Frankfurt/Oder, Döbern, Templin, Neuenhagen, um nur einige Orte zu nennen. Zusammen mit dem Kulturring in Berlin e.V. wurden vier Amateur-Kabarett-Festivals organisiert und durchgeführt, an denen sieben weitere Amateurtheater teilnahmen.

Während der vergangenen zwei Jahre nahm sich das Kabarett „Die alten Schachteln“ wieder einiger Widrigkeiten des aktuellen Tagesgeschehens an. Dazu gehörten Probleme mit dem Gesundheitswesen in den Programmen „Telefonservice“ und „Arztbesuch“, der Politik unter dem Motto „Berlin PPP = Pleiten, Pech und Pannen“ aber auch des alltäglichen Zusammenlebens, wie „Pechvogel“ oder „Für eine Karriere ist es nie zu spät“ im Rahmen des Programmtitels: „Hauptsache gesund“.

Im derzeit aktuellen Programm „Nein, danke!“ wird unter der kabarettistischen Lupe gezeigt, welche Auswirkungen politische Ereignisse, wie Wahlen im „Wahlgeheimnis“, das Rentenalter oder das fehlende Kleingeld in „Späte Einsicht“ auf unser Familienleben haben. Wie gestalten sich das gesellschaftliche Miteinander der „netten Nachbarn“ oder die Entwicklung der Labormedizin in „Retortenbaby“ in der Zukunft? – Da konnte der Titel des Gesamtprogramms bei manchen Dingen nur lauten: „Nein, Danke!“

Mittlerweile ist das Kabarett auch mit einer Webseite (www.die-alten-schachteln.de) im Netz vertreten, unter der Fotos von den Sketchen, die Geschichte des Kabaretts, Artikel und Auftrittstermine veröffentlicht werden. Im Rahmen des diesjährigen 20-jährigen Jubiläums haben „Die alten Schachteln“ versucht, aus all ihren bisherigen Programmen das ihrer Meinung nach Beste zusammen zu stellen, was bei über 100 Texten doch recht schwierig war. Die Jubiläumsveranstaltung am 18.04.2015 im Stadtteilzentrum „KOMPASS – Haus im Stadtteil“ sollte nicht länger als 2 ½ Stunden mit Pause dauern, da musste irgendetwas draußen bleiben. Das Publikumsinteresse war so groß, dass die „alten Schachteln“ nun überlegen, eventuell eine zweite Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Das aktuelle Programm kann man das gesamte Jubiläumsjahr über erleben, ab sofort nicht nur in den Senioreneinrichtungen oder Begegnungsstätten, sondern auch auf Wunsch zur kulturellen Umrahmung privater Veranstaltungen. Aber erst einmal sind die Schachteln zu Gast beim Kulturring am 22. Mai, 19 Uhr im Marzahner Tschechow-Theater. Und die Hoffnung bleibt auch auf weitere gute Jahre des Kabaretts. Wir sagen: Herzlichen Glückwunsch und weiter so!

Kontakt: Beatrix Möhring Telefon 541 09 57

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