Medienpoints machen Mut

Ingo Knechtel

Vor wenigen Tagen erreichte uns eine Mail einer früheren Mitarbeiterin, die eine ziemlich lange Zeit im Kulturring aktiv war. Darüber, was aus ihr wurde, schrieb sie an ihre damaligen Chefs: „Ich weiß nicht, ob Sie sich noch an mich erinnern, aber ich war von 2008 bis 2015 mit Unterbrechungen im Medienpoint Steglitz tätig. Ich wollte Sie nur kurz wissen lassen, wie es sich für mich weiter entwickelt hat: Ende 2017 erhielt ich einen befristeten Minijob als Assistentin in einer kleinen Stiftung. Ein halbes Jahr ­später wurde die Stelle entfristet, und jetzt – ein weiteres Jahr später – wurde daraus eine unbefristete Festanstellung. Ich kann ohne staatliche Hilfe leben und bin wirklich sehr glücklich (…) Ich schreibe Ihnen das nur, damit Sie Ihren aktuellen MAE-Kräften und Bufdis sagen können, dass sie bitte niemals die Hoffnung aufgeben sollen. Egal wie aussichtslos die Umstände erscheinen mögen, wer arbeiten will, wird irgendwann den richtigen Platz für sich finden.“

Über solche Rückmeldungen sind wir natürlich sehr glücklich, freuen uns mit ­unserer früheren Kollegin und kommen gern ihrer Bitte nach, diesen Optimismus und den Elan an die zur Zeit in den Projekten des Kulturrings tätigen Mitarbeiter*innen weiterzuleiten.

So wie ich diese positive Nachricht schreibe, gibt es aber auch immer wieder Tiefschläge, die es zu verkraften gilt. Das geht dem/der einzelnen so wie dem Verein insgesamt. Gerade wurde der Kulturring ein „­Opfer der Gentrifizierung“, wenn man das mal so hart formulieren will. Der Verein wurde aus seiner Geschäftsstelle Mitte in der Friedrichstraße 128 rausgeschmissen, ein Käufer des Objekts, ein bekannter Investor, hatte es auf Immobilien in Top-Lage abgesehen und kündigte, um aufwändig zu sanieren und dann mehr verdienen zu können. Wir mussten reagieren. Um die Projektarbeit fortzusetzen, ziehen nunmehr die Mitarbeiter des Projekts Rosa Winkel in die Räume nahe des Ernst-Reuter-Platzes in die Bismarckstraße 3. Der dortige Medienpoint Charlottenburg-Wilmersdorf muss leider schließen. Das ist bitter, aber die einzige Lösung. Sämtliche ­Bücher und andere Medien sind inzwischen auf die anderen Medienpoints verteilt worden.

Die Mitarbeiter*innen in Schöneberg legten dann zu unserer aller Freude noch eins drauf. Sie haben ihre Einsatzstelle wahrlich ins Herz geschlossen und beschlossen, ihre Öffnungszeiten ab sofort bis in die Abendstunden auszuweiten. Der Medienpoint in der Crellestraße 9 ist also für unsere Besucher jetzt Montag bis Freitag von 9 bis 21 Uhr geöffnet.
Was für ein tolles Team!

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