Kinder brauchen Frieden und Bildung und unsere Solidarität – überall, auch in Afrika. Genau dorthin führt unsere Reise im Auftrag des Kulturrings und zahlreicher Spender aus der großen Marathon-Läufergemeinschaft. Langsam, fast nur noch im 10 Stundenkilometer-Tempo, bewegt sich unser Kleinbus auf den letzten 15 Kilometern zu „unserer“ Schule in Shafamu. Für mich, Hans-Joachim Schemel, Mitglied der Initiative für den Erhalt des Nicaragua-Wandgemäldes in Berlin-Lichtenberg, wird es der erste, mit großer Spannung erwartete Besuch. Vieles habe ich bereits von meiner Frau Christel erfahren. Derjenige, der aber wohl am besten über die Anfänge und Geschichte dieses großartigen Schulprojekts Bescheid weiß, sitzt direkt neben mir: Klaus Weidt, langjähriger Begründer und Chef des Laufjournals LAUFZEIT und der Aktivreisen-Agentur REISEZEIT Berlin. Er und seine Frau Marianne kann man getrost das verdienstvolle „Elternpaar“ der „Marathon“-Schule nennen. Eine über viereinhalbstündige Busfahrt über‘s Land bot genügend Gelegenheit, auch manches noch wenig bekannte Projektdetail von Klaus zu erfahren.
Im Juli 2005 besuchten erstmals deutsche Laufaktive Äthiopien und den mehrfachen Weltmeister und Olympiasieger über die Langstreckendistanzen Haile Gebrselassi. Nach einer Rundreise durch das zentralafrikanische Hochland, das durch seine uralten Kulturen und freundlichen Menschen fasziniert, aber noch viel Not zu bekämpfen hat, beschlossen sie, etwas zu tun. In einer dörflichen Gegend, wo es weder Straßen noch Elektrizität gibt und das Wasser aus fünf Kilometer Entfernung heran geholt werden muss, wurde die Idee eines Schulobjekts geboren. Als 2007 als Ergebnis erster Spenden der erste Klassenraum eröffnet werden konnte, lief das halbe Dorf Shafamu zusammen. Der Ältestenrat kam zu diesem Ereignis und „prüfte“ persönlich die Tauglichkeit der Schulmöbel. Erstmals betraten zwei Lehrer und etwa 30 Schüler ihre neue Schule, dessen Schirmherr seitdem die Lauflegende Haile ist. Im Mai 2010 konnten erstmals 33 Waisen bzw. bedürftige Kinder durch individuelle Patenschaften, vor allem durch Frankenthaler Eltern und Schüler, unterstützt werden. Sechs Lehrer erhielten für ihr besonderes Engagement als Auszeichnung eine Geldprämie. Zwei neue separate Schulklassengebäude „Stendal“ und „Frankenthal“ wurden fertig und von den jeweiligen Spendern und Namensgebern übergeben.Heute, sieben Jahre später, sind es inzwischen 14 Klassenräume für 636 Kinder und 20 Lehrer geworden. „Und noch immer sind wir nicht am Ende angekommen“, erzählt Klaus weiter. „Eine kleine Bibliothek ist im Entstehen, um Voraussetzungen für die Klassenstufen ab 8 zu schaffen. Auch möchten wir endlich einen Wasserbrunnen vor Ort errichten lassen sowie feste Toiletten für Mädchen und Jungen.“ Klaus erzählt zu Recht im Plural, denn schon längst wird dieses Solidaritätsprojekt von einer verschworenen Gemeinschaft von Spendern, Sponsoren und Pateneltern in Deutschland aber auch Österreich und der Schweiz mit eigenständigen Initiativen getragen.
Wir sind am Ziel angekommen und werden herzlich von einer Gruppe unterrichtsfreier Lehrer willkommen geheißen. Wo sind die Schüler? Der knapp 22-jährige Schulleiter bittet um Ver-ständnis. Es ist gerade Unterrichtszeit. Wir können aber gerne einen kurzen Blick in alle Klas-senräume werfen und „unsere“ Schulkinder begrüßen. Gern nehmen wir das Angebot an. Keine Frage, sobald Klaus und der Berliner Eike die Klassen betreten, fangen zugleich viele der Schüler an, vertrauensvoll zu zwinkern oder mit den Fingern zu schnipsen. Bei mir braucht‘s etwas länger. Großes Erstaunen und Freude jedoch bei den oberen Klassenstufen, als ich ihnen auf Arabisch „Friede, Gesundheit und viel Erfolg beim Lernen“ wünsche bzw. aufschreibe. Meine Überlegung ist aufgegangen: rund 45 Prozent der Bevölkerung Äthiopiens bilden die moslemische Minderheit im Land; müssten also auch den Koran lesen bzw. verstehen.
Leider haben wir diesmal nur eine Stunde Zeit zum Besuch. Zwei Tage später ergibt sich die Gelegenheit, mit Haile u. a. über die „Marathon“-Schule zu sprechen. Man merkt ihm an, wie ernst und wichtig es ihm ist. Etwas überraschend kommt indessen seine Nachfrage zur Situation des Nicaragua-Wandbildes in Berlin, dessen künstlerische Reproduktion er seinerzeit spontan mit einem Geldbetrag unterstützte. Wir versprechen uns gegenseitig, in Verbindung zu bleiben. Vielleicht ergibt sich schon Mitte April 2015 die Gelegenheit für ein nächstes, direktes Wiedersehen bei der 40. Jubiläumsauflage des Internationalen Leipzig-Marathons. Dafür erhielt er jedenfalls eine offizielle Einladung als Ehrengast vom Oberbürgermeister der sächsischen Metropole.
Unsere Bitte bleibt aktuell: Helfen Sie mit durch Spenden und Übernahmen von Patenschaften. Dazu wurde folgendes Spendenkonto beim Kulturring in Berlin e.V. eingerichtet: Kennwort: Schule Äthiopien, IBAN: DE41100708480525621901, BIC: DEUTDEDB110. Eine Zuwendungsbescheinigung erhalten Sie auf Wunsch vom Kulturring in Berlin e.V., Giselastr. 12, 10317 Berlin, Tel.: 030-5139749.