Freiwillige in Aktion beim BFD

Dominique Fritzsche

Seit seiner  Gründung 1994 ist der Kulturring im Bereich Kultur und Bildung aktiv. Schon immer spielte freiwilliges, ehrenamtliches Engagement in seinen Reihen eine große Rolle. Daher war es nur folgerichtig, dass er sich ab 2011 an der Umsetzung des Bundesfreiwilligendienstes beteiligen wollte. Nur kurz zur Erinnerung: Im Zuge der Aussetzung der Wehrpflicht in Deutschland entstand seit Juli 2011 eine Freiwilligenarmee. Der Zivildienst als Wehrersatzdienst im sozialen Bereich entfiel. Die Bundesregierung verfolgte einen komplett neuen Ansatz und erarbeitete im November 2010 das Bundesfreiwilligendienstgesetz, das innerhalb kürzester Zeit das Gesetzgebungsverfahren erfolgreich durchlief und am 3. Mai 2011 in kraft trat. Der Bundesfreiwilligendienst (BFD) steht seitdem allen Menschen offen, egal welchen Geschlechts, Alters oder welcher Nationalität sie angehören, und dauert je nach Vertragsverhältnis sechs bis in der Regel 18, in strikt geregelten Ausnahmefällen 24 Monate. Der große Unterschied ist also, dass nun auch Menschen, die älter als 26 Jahre alt sind, einen generationsoffenen Freiwilligendienst absolvieren können. Denn eine Altersgrenze nach oben gibt es nicht. Blickt man zusätzlich auf die Möglichkeiten des Freiwilligen Sozialen Jahres und des Freiwilligen Ökologischen Jahres, so kann festgestellt werden, dass die Freiwilligenarbeit auf eine wesentlich breitere gesellschaftliche Basis gestellt wurde. Gestärkt wurde das Engagement am Gemeinwohl in sozialen, ökologischen und kulturellen Bereichen sowie im Sport, im Zivil- und Katastrophenschutz und in der Integration. Zusätzlich soll der BFD das lebenslange Lernen fördern. Der Bildungsaspekt ist deshalb ein zentrales Thema und wird zusätzlich zum Engagement in der Einsatzstelle durch Bildungstage sichergestellt. Jedem Bundesfreiwilligen soll die Möglichkeit gegeben werden, neue Perspektiven auf gesellschaftliche, soziale, persönliche, berufliche, kulturelle sowie politische Themen zu entwickeln. Austausch und Reflexion sind immer Bestandteil dieser Tage.

Die zentrale Verwaltung des BFD wird durch das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA) in Köln gewährleistet. Dieses wiederum bedient sich bundesweiter Zentralstellen, über die die Arbeit mit Trägern und Einsatzstellen organisiert wird. Der Kulturring wandte sich also 2011 an die Zentralstelle Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V. (BKJ) und bekundete seine Bereitschaft, im Trägerverbund BFD Kultur und Bildung mitzuarbeiten. Die Anfrage stieß auf großes Interesse. Das Kulturring-Leitungsteam entwickelte dann ein gutes Konzept und wurde von der BKJ aufgenommen. Seitdem besteht eine vertrauensvolle und fruchtbare Zusammenarbeit in diesem Verbund.

Im Herbst 2011 wurden erstmals zwölf unserer Kulturring-Einrichtungen als Einsatzstellen vom BAFzA anerkannt. Heute gehören zusätzlich ungefähr 70 Einsatzstellen von Partnern (Vereinen, Initiativen, öffentlichen Trägern) in Berlin und Brandenburg zu uns als koordinierenden Träger. Antje Mann, die den Bundesfreiwilligendienst beim Kulturring seit seinen Anfängen engmaschig begleitet und aufgebaut hat, kann heute verdienstvoll auf den gegangenen Weg zurückblicken. Ihre harte Arbeit hat sich gelohnt: Der BFD im Bereich Kultur und Bildung in Berlin und bei einer Anzahl Einsatzstellen im Land Brandenburg – zu Beginn noch ein Pilotprojekt –  ist nunmehr fest verankerte Größe.

Der Kulturring als großer, berlinweit agierender Verein hat eigene Einsatzstellen, wie zum Beispiel die Fotogalerie in Friedrichshain oder das Berliner Tschechow Theater in Marzahn-Nordwest sowie verschiedene Medienpoints (Umsonstläden für Bücher), die über ganz Berlin verteilt sind. Als Träger verantworten wir aber auch externe BFD-Einsatzplätze, wie beispielsweise im Konzerthaus am Gendarmenmarkt oder in der Komischen Oper. Die meisten befinden sich jedoch bei kleineren Vereinen und Kultureinrichtungen oder Schulen. „Es ist uns ein Herzensanliegen, gerade diese kleineren Einsatzstellen im BFD zu unterstützen, denn wir wissen, wie wichtig das gesellschaftliche Engagement dort ist“, sagt Antje Mann.

Über all die Jahre wurden nicht wenige Fortschritte erzielt. So gab es große Anstrengungen im Rahmen des Sonderkontingents des BFD für Geflüchtete. Erinnert sei hier nur daran, dass eine ganze Gruppe Schauspieler am Potsdamer Hans-Otto-Theater im freiwilligen Engagement in Zusammenarbeit mit ihren deutschen Kolleg*innen eine erfolgreiche Inszenierung auf die Bühne gebracht hat. Und auch das Bildungsangebot im Rahmen des BFD, das vom Kulturring organisiert wird, ist immer vielseitiger geworden. Es ist auf der Webseite www.kulturring.berlin einsehbar und reicht von Themen zur Persönlichkeitsentwicklung und Berufsorientierung über kulturelle Bildungsausflüge und Kreativworkshops bis zur Auseinandersetzung mit politischen und religiösen Themen. Auch die BFDler selbst sind gefragt, können eigene Ideen für Bildungstage einbringen und haben auch die Möglichkeit, sie selbst zu organisieren. Engagement ist hier von allen Seiten willkommen und erwünscht. Denn eins wollen wir in jedem Fall berücksichtigen: Jede*r Bundesfreiwillige hat ihre*seine ganz eigene Lebenssituation und Motivation, warum sie*er sich für einen Bundesfreiwilligendienst entschieden hat. Ob berufliche (Um-) Orientierung in einer Phase der Arbeitslosigkeit (jeder*m Bürger*in steht es zu, diesen Dienst zu absolvieren, egal in welcher Lebenssituation), nach dem Studium oder der Kündigung einer nicht erfüllenden Berufstätigkeit, nach Genesung von einer Erkrankung oder in der Rente – das gemeinsame Ziel aller ist es, sich mit einer sinnstiftenden Tätigkeit in die Gesellschaft einzubringen.

Die Wertschätzung für solch ein persönliches Engagement, das mit neuen Herausforderungen und Horizonterweiterungen verbunden ist, kommt zuallererst in den Einsatzstellen zum Ausdruck. Aber auch der Kulturring als Träger will die Freiwilligen nach besten Kräften begleiten. Dies beginnt mit einer Einführungsveranstaltungen und führt über Reflexionsseminare sowie Raum für mögliche Problemlösungsgespräche bis zum Dankeschön zum Abschluss des Dienstes. Der Geschäftsführer des Kulturrings Armin Hottmann hat sich dazu viel vorgenommen. Immer wieder ist er auch ganz persönlich begeistert von den kreativen Ideen und der Qualität des Einsatzes der BFDler. „Ohne sie wäre die kulturelle Arbeit in diesem Umfang nicht zu bewältigen“, meint er. Von den Treffen mit den Freiwilligen nimmt er selbst auch viel mit. Dass dies ein gegenseitiges Geben und Nehmen ist, haben zahlreiche positive Rückmeldungen seitens der BFDler gezeigt. Da Begeisterung ansteckt, beteiligen sich nun immer mehr Kolleg*innen aus dem Kulturring-Team aktiv am BFD-Bildungsprogramm. Auch ich freue mich sehr über diese neuen Entwicklungen und die Fortführung der Idee der gesellschaftlichen Mitgestaltung im freiwilligen Engagement. Unser Team lässt sich jederzeit von neuen Ideen inspirieren.

Kontakt: antje.mann@kulturring.berlin

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