10 Jahre Medienpoint Spandau

Bernhard Korte

Viele Termine und Feierlichkeiten halten dieses Jahr den Kulturring in Berlin e.V., neben seinen kulturellen, sozialen und arbeitsmarktpolitischen Aufgaben, voll in Bewegung. Als Verein, der mit seinen Veranstaltungen und Projekten quer durch Berlin in und mit seinen Objekten, Einsatzstellen und Außenauftritten stets präsent ist, kommt man entsprechend seines Vereinsmotto „Kulturring in Berlin e.V. – kulturell immer auf dem Laufenden“ im doppelten Sinne nie zur Ruhe. So ist es fast nicht verwunderlich, dass man bei all dem Trubel ein weiteres, kleines Jubiläum beinahe vergessen hätte.

Der zurzeit größte Medienpoint in Berlin hatte vor 10 Jahren im Mai 2004 in Berlin-Spandau mit fünf Mitarbeitern des Kulturrings und einer Vision eines schon in anderen Stadtbezirken etablierten Projektes seine Eröffnung gefeiert. In dem geschichtsträchtigen Haus (ehemalige Stadtbibliothek Spandau) an der Seegefelder Straße, unweit des Bahnhofs Spandau, wurde der Medienpoint unter großem körperlichen Kraftaufwand und persönlichem Engagement in dem damals voll belegten Haus in der 4. Etage eröffnet.

Viele Regale, Schreibtische, Stühle, Technik und vor allen Dingen Bücher, Schallplatten, Videos und Spiele mussten per pedes in das oberste Stockwerk getragen werden. Am Eröffnungstag standen dadurch schon 5.000 Bücher und 350 Schallplatten, MCs und CDs für Bedürftige und geringfügig Verdienende des am weitesten westlich gelegenen Stadtbezirks von Berlin zur Verfügung. An zwei Tagen in der Woche stand man damals den Besuchern der Einrichtung mit seinem vielfältigen Angebot an kostenlosen Büchern und Medien, gespendet von zumeist Spandauer Einwohnern, zur Verfügung. Die drei restlichen Tage der Woche wurden damals noch für die Öffentlichkeitsarbeit zum Bekanntmachen des Projekts unter der Spandauer Bevölkerung aufgewendet. Dazu wurden Flyer und Plakate entwickelt, die an die umliegenden Haushalte und an andere Vereine und öffentliche Einrichtungen verteilt wurden. Kontakte zu sozialen Einrichtungen, wie Laib & Seele und der Suppenküche, wurden geknüpft, um auch dort kostenlos Bücher und Medien an deren Besucher abgeben zu können.

Vieles ist in der Zwischenzeit geschehen: ein Umzug innerhalb des Hauses in das 2. Obergeschoss, zwei weitere Neueröffnungen von Stützpunkten in Spandau in den Stadtteilen Staaken und Falkenhagener Feld und die Beteiligung an unzähligen Stadt-, Stadtteil und Hoffesten. Erwähnen sollte man aber auch, dass der Kulturring in den zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten des Medienpoint Spandau weitere Projekte gemeinsam mit dem Jobcenter Berlin-Spandau auf den Weg bringen konnte. Dabei entstanden unzählige, interessante und schnell vergriffene Publikationen in den Projektreihen „Tour Tipps“ und „Galerie der Frauen“ sowie eine vielerorts beachtete Ausstellung zum Thema „Rosa Winkel“, die große Aufmerksamkeit für die Arbeit des Vereins einbrachte. Seit zwei Jahren werden zusätzlich zum normalen Arbeitsablauf durch Beschäftigte im Bundesfreiwilligendienst die gemeinsam mit dem Kulturzentrum Staaken durchgeführten Veranstaltungsreihen „Literaturtreff“ und „Bürgersteiglesungen“ geplant und organisiert.

Zehn Jahre Medienpoint Spandau, das ist ein Zeitraum, der nicht vom Stillstand geprägt war. Es ist ein positiver Entwicklungsprozess für die beschäftigten Mitarbeiter, initiierten Projekte und durchgeführten Beschäftigungsmaßnahmen, die sowohl vom Bezirksamt Spandau als auch vom Jobcenter Berlin-Spandau in dieser Zeit immer wieder unterstützt wurden. Natürlich gäbe es viele Gründe, dieses Jubiläum groß zu feiern. Der Verein entschied sich jedoch, das Geld, das man ggf. für eine Feier und Künstler ausgegeben hätte, lieber in die teilweise Renovierung und technische Umgestaltung zu investieren. So wurden in den letzten Wochen über 50 Prozent der Räumlichkeiten frisch gestrichen. Die technische Situation im Computersektor konnte auf Grund einer Spende erheblich verbessert werden. Die Aufteilung innerhalb der Bücherstube wurde neu strukturiert und die Präsentation umgestaltet. So konnte das Angebot für die täglichen Besucher auf nun mehr 8.000 Büchern und 1.000 sonstige Medien gesteigert und optisch verbessert werden.

Natürlich gibt es immer noch ein paar Träume, Wünsche und Hoffnungen für die Zukunft dieser Einrichtung. So würde man gerne den älteren Besuchern und den Besuchern mit körperlichen Einschränkungen räumlich noch ein Stück entgegen kommen. Das würde jedoch einen erneuten Umzug des gesamten Medienpoints Spandau bedeuten. Zurzeit ist das schon alleine aus finanziellen Gründen nicht möglich, aber Träume und Hoffnungen sind oftmals positive Gedanken ohne temporäre Schranken.

Vieles ist gemeinsam in den letzten 10 Jahren erreicht worden, durch die Zusammenarbeit motivierter, ideenreicher Mitarbeiter, dem Bezirksamt und dem Jobcenter Spandau, und man darf heute schon gespannt sein, worüber sich nach weiteren 10 Jahre Positives berichten lässt.

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