Tue Gutes und rede darüber

Cornelia Jarisch

„Geschlossene Veranstaltung“ konnte man am Eingang des Roten Rathauses, gegenüber dem langen Bauzaun um die U-Bahn-Baustelle, lesen. Die fast 140 Gäste aus vielen Bezirken der Stadt brauchten am 13. Oktober nur über die sehr großzügig angelegte Treppe auf dem roten Teppich durch den Wappensaal mit dem rötlichen Thüringer Marmor – ehemaliger Tagungsort der Stadtverordnetenversammlung vor dem Krieg –rechts in den hellen Festsaal eintreten. Breite Stuhlreihen vor den Bogenfenstern, versehen mit Platzierhinweisen, gaben schnell Einblick in die vertretenen Einrichtungen. Der dreißig Meter lange Raum, in dem die Berliner Stadtverordnetenversammlung nach dem Krieg bis 1990 tagte, ist heute für feierliche Anlässe und Empfänge vorgesehen. Gänzlich dem Nachmittags-Alltag enthoben wurden die Eingeladenen durch das Klavierspiel mit Chopin-Variationen von Alina Behrangi, begleitet von Franziska-Maria Scholz an der Querflöte.

Das Motiv der seit 2005 nun zweimal im Jahr stattfindenden Veranstaltung, das Gute nicht nur zu tun, sondern auch darüber zu reden, denn das Engagement der Freiwilligen – gleich ob jung oder alt - sei die „Stütze der Gemeinschaft“, stellte der Senator für Soziales und Gesundheit Mario Czaja in seinen Begrüßungsworten heraus. Dabei erwähnte er ausdrücklich, auch mit Blick auf die über 40 anwesenden Schüler und Schülerinnen, dass die Pässe mit ihren würdigenden Texten den geltenden Europässen mit den Bewerbungen beigelegt werden sollten. Einem der jüngsten Engagierten – ab 12 Jahren kann man den Pass bekommen – wurde zum 15. Geburtstag gratuliert.

Vereine waren aus vielen Bereichen der Gesellschaft vom Zoo bzw. Tierpark, über den Deutschen Guttempler-Orden e.V., Diakoniewerke, die Arbeiterwohlfahrtpflege, das Unionshilfswerk mit ihren Engagements für Pflegebedürftige oder der Krankenhausbesuchsdienst vertreten. Vom Kulturring in Berlin e.V. erhielten dieses Mal sechs Ehrenamtliche, tätig in den Medienpoints in Schöneberg und Tempelhof sowie im Kulturbund Treptow, die Auszeichnung mit der schriftlichen Laudatio. Die Verfasserin des Artikels erhielt die Anerkennung, die für den Kulturring auch vom Vereinsvorsitzenden Dr. Gerhard Schewe unterschrieben wurde. Darin wird ihr Engagement für die Planung, Realisierung und Bereicherung des Veranstaltungsangebotes im Kulturbund Treptow herausgestellt. Irene Aselmeier hat sich beim Medienpoint Schöneberg mit ihrem reichen literarischen Wissen bei der Literaturvermittlung, der Moderation von Lesungen, philosophischen Diskussionen und der Künstlerakquise hervorgetan. Die Begleitausstellungen im Medienpoint Werderstraße tragen die Handschrift Horst Lindstedts. Mit Talent, außerordentlichem handwerklichen Geschick und Liebe zum Detail setzt er die Themen – mit denen er sich intensiv auseinandersetzt – „ins richtige Licht“. Großes Talent bei der Organisation von literarischen, musikalischen oder sozialen Projekten für bedürftige Familien hat auch Bärbel Pruß, die u. a. die Verantwortung für die Bücherverteilungen ganz selbstverständlich übernahm und das Crelle-Kiez-Chorfest unterstützt. Dass die Ausstrahlungskraft eines reichen kulturellen Angebots nicht allein ausschlaggebend ist, beweist das umsichtige Engagement von Eva-Maria Ruschenski im Kulturbund Treptow. Bei der technisch-organisatorischen Begleitung der Veranstaltungen ist es ihr ein Bedürfnis, den Gästen und Besuchern den Aufenthalt zu einem besonderen Erlebnis werden zu lassen. Entscheidend für die Anziehungskraft einer Kultureinrichtung ist auch das visuelle Erscheinungsbild. Irmgard John prägt es für den Kulturring in Treptow seit 2012 mit unverwechselbaren Bildfindungen und künstlerisch-kreativen Ideen. Mit ihren Plakatgestaltungen, Flyern und Ausstellungseinladungen macht sie auch potenzielle Besucher auf das Angebot neugierig.

Die Anwesenheit des Kulturring in Berlin e.V. als einziger ausgesprochen soziokultureller Verein auf dieser die „Kultur der Anerkennung“ unterstützenden Feierlichkeit kann vielleicht auch auf andere in kulturellen Bereichen ehrenamtlich Tätige ein „Spotlight setzen“.

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